Sie betrachtet seine am Kreuz ausgespannten Arme und Hände 1 Was bedeut dies, ihr Jungfrauen, Daß wir unseren Bräutgam schauen Mit ausgestreckten Armen stehn? Daß er beide Händ ausbreitet Und sein Blut heraußer spreitet Und daß er sich läßt so erhöhn? 2 Tut ers nicht, uns zu erlangen, Zu umhalsen, zu umfangen Und unsre Seel zu sich zu ziehn? Freilich ja, er will vom Bösen Seine Braut hiermit erlösen, Drum geht doch näher zu ihm hin. 3 Gehet, daß ihr seht die Plagen Seiner Hände, die durchschlagen Und an das Kreuz geheftet sein. Daß ihr seht, mit was für Wunden Euer Bräutgam sich verbunden, Euch zu erretten aus der Pein. 4 Schaut das Leiden seiner Armen, Daß es einen Stein erbarmen Und einen Stock bewegen sollt! Ist nicht alles so zerrenket, Ausgezogen und gekränket, Wie seine Feinde selbst gewollt! 5 O der großen Liebesflamme, Die ihn an des Kreuzes Stamme So ausgespannet stehen macht! Hat man vormals auch gesehen Solches Wunderwerk geschehen, Als der verliebte Gott erdacht? 6 Dank sei dir für diese Schmerzen, Jesu Christ, von ganzem Herzen Und für die große Mildigkeit! Denn dadurch hast du erworben Meine Hände, die verdorben Durch Neid und Unbarmherzigkeit. 7 Gib, daß ich nicht müde werde Guts zu tun auf dieser Erde Mit meinen Händen, was ich kann. Daß ich deine Leiden preise Und dir wieder Dienst erweise, Weil du hast mir so viel getan. 8 Daß du mir an meinem Ende Reichest deine treuen Hände Und seligmachenden Verdienst. Daß ich in den keuschen Armen Hocherfreulich mög erwarmen Mit unaufhörlichem Gewinst.