Anonyme Gedichte aus Neukirch's Anthologie Liebes-Gespräch. KOmm Chloris! komm! wie bleibst du bey den flüssen? Wie hast du dir den schlechten ort erkiest? Ich schaue zwar / daß ströme sich ergiessen / Doch schau ich nicht / was für die Chloris ist. Komm! suche auch / komm! suche glut und flammen / Hier findest du was für die Chloris brennt. Ich schwere dir / daß alles hier zusammen Für einen gott den schönen leib erkennt. Weg Scelaten! ich liebe dieses rauschen / So dieser fluß mit seinen fluten macht. Ich mag ihn nicht vor einen sinn vertauschen / Der sonsten nichts / als mund und augen / acht. Ich bleibe hier befreyt von einem feuer / So uns verzehrt und unsre sinnen kränckt; Dein lieben ist mir warlich allzutheuer / Die freyheit wird so leichtlich nicht verschenckt. Bleib schöner leib / laß die gewölbten brüste Und deinen mund bestreichen lufft und wind. Ach! bleibe nur in dieser öden wüste / Wo laub und graß dir zu gespielen sind. Laß beine brust bey stock und stein veralten / Und drücke hier die klaren augen zu. Laß deine brust wie eiß und schnee erkalten / Wenn eiß und schnee nicht wärmer sind als du. Laß meinen mund und meine brüste fahren / Ich weiß es wohl / daß beydes mit der zeit / Und wohl vielleicht nach etlich wenig jahren Wie laub und graß wird werden abgemeyt; Diß alles soll die Chloris nicht bewegen Zu folgen dem / was der und jener will: Du bringst mich nicht von diesen keuschen stegen / Ich habe mir gesetzt ein ander Ziel. Du solt mein Ziel noch diese stunde wissen / Und was mein Sinn vor einen zweck erkennt: Ein küßgen muß ich diesen tag geniessen / Zum zeichen / daß mein treues hertze brennt. Bleib hier / bleib hier! itzt hab ich dich gefangen / Reiß wie du wilst / du trennst das hertze nicht. Mein arm umzirckt der lenden schönstes prangen / Und dieser mund deckt deiner augen licht. Du hast den leib / doch warlich nicht die sinnen / Die bleiben stets auff ihrer alten bahn: Drum ändre dich / und ändre dein beginnen / Dis / was du denckst / ist mir ein falscher wahn. Mein mund ist weich / mein hertz ist stahl und eisen; Die stirne brennt / die Sinnen nimmermehr. Ich kan dir nicht so hohe gunst beweisen / Du fängst mich nicht / und jagstu noch so sehr. Es muß mein mund der Chloris lippen küssen / Die / wie mich deucht / von rosen trächtig sind. Laß deine brunst auff meine zunge fliessen / Und liebe mich / die keuschheit ist ein wind; Ein gauckel-werck / so alle Lust verrücket / Ein falsche dunst / die alles trübe macht. Der liebet recht / der fleischlich sich erquicket / Und in dem schooß des geilen bulen lacht. Ich lache zwar / doch nur mit falschem munde: Der himmel wird der seelen zeuge seyn. Was soll was thun? indem die böse stunde Uns endlich reist den edlen vorsatz ein. Komm küsse mich / so küß ich denn dich wieder / Was hilfft uns denn zu bleiben stock und stein? Auff Scelaten / der purpur meiner glieder Soll diesen tag zu deinen diensten seyn. Du redest recht / die brunst erfüllt die hertzen / Und zündet uns die geilen glieder an; Itzt endet sich die hoffnung mit den schmertzen / Der bleibe keusch / der nicht mehr lieben kan. Ihr edles paar / ihr alabaster hügel / Kommt / füllet mir die euch geweyhte hand! Genung / genung / itzt fallen zaum und zügel / Die liebe sucht ein edler unterpfand. Was schertzestu? hier schauest du die brüste / Die Venus ihr zum zunder hat gemacht. Hier findest du das paradieß der lüste / Und was die brunst zu ihrer wohnung macht. Verübe diß an mir / was dir die zeit befiehlet! Cupido fragt: ist denn noch nichts gethan? Der wind der itzt mit meinen haaren spielet / Lockt mich und dich zu dieser kurtzweil an. Komm! schöner leib / vergönne meinen armen Die stellung dir zu weisen / wie man muß In geiler lust erliegen und erwarmen; Denn dieses ist gewiß dein erster kuß. Gedult! gedult! laß durch ein süsses küssen Den honigseim / den Venus selbst gemacht / Doch unbeschwert umb deine lippen fliessen / Da wo die lust mit hellen augen wacht. Itzt liegen wir / und seuffzen bey dem lachen / Und sehnen uns nach einer sanfften flut / Das ende wird des leibes ohnmacht machen / ltzt währet noch die angelegte glut. Halt an! halt an! wir müssen nicht erliegen / Es zieht die lust noch bey uns aus und ein. Doch trachten wir / daß keiner in der wiegen Der edlen that verräther möge seyn.