Schwangrer Jungfern Trost-Gedancken. Laß / grosse Venus / dir ja nicht zu wider seyn / Daß wir für dein altar mit schwerem fusse treten! Wirff einen strahl auff uns von deiner gottheit schein / Die wir in demuth itzt dich kommen anzubeten: Nimm unsern ehren-krantz zu einem opffer an / Laß dieses trauer-pfand an deinen wänden hangen / Und so es ewig nicht erhalten werden kan / So laß die asche nur in deinem tempel prangen Es rühme Pallas sich mit ihrer jungferschafft / So mag auch Vesta sich für allen männern wehren / Diana fühle nicht der starcken liebe krafft; Wir wollen insgesammt zu deiner fahne schwehren. Wir bieten jenen auch mit ihrem wesen trutz / Und wollen uns die zunfft der schwangern jungfern nennen. Nimst du uns willig auff in deinen schirm und schutz / So sucht das volck umsonst uns flecken anzubrennen. Wir schätzen den verlust der jungferschafft nicht groß / Und fühlen immer noch das angenehme jucken / Als der beperlte thau in unsre muschel floß / Und sie sich öffnete denselben einzuschlucken. Es war / als hätte sich uns Jupiter gezeigt / Und wolte wiederum mit menschen liebe pflegen; Als hätte sich zu uns der himmel selbst geneigt / Und wolte sich hinfort auff unserm schooß bewegen. Die lenden huben sich / da uns die lust empfing / Als wenn der gantze leib gen himmel fliegen wolte / So daß die seele fast uns mit zugleich entgieng / Indem die jungfernschafft den abschied nehmen solte. Cupido hatte schon ein labsal zubereit / Die geister wiederum vom schlaffe zu erwecken: Er kam uns höchs-terwünscht zu eben rechter zeit / Und ließ uns Ambrosin aus rothen schaalen lecken. Drum achten wir nicht sehr der spötter grosse zahl Und lassen andere für jungfern gerne lauffen / Ja wolten ungerühmt / wo möglich / tausendmahl / Um einen schnöden krantz dergleichen wollust kauffen. Wir fragen alle welt / was ist der jungfer-stand? Was ist die jungferschafft? Ein buch / so nicht zu lesen / Ein schüler freyer kunst / ein bloßer wörter-tand / Ein kind der phantasie / ein wesen ohne wesen. Nur das gehirne hegt und mehret diese zucht / Ihr gantzes wesen stützt der pfeiler der gedancken / Warum? ist unbekandt. Gewiß daß ohne frucht Man der natur hierdurch will schmälern ihre schranken. Doch wird durch diesen wahn ein grosser theil bethört / Und abgeschreckt von dem / was die natur wohl gönnte / Es würde gar um viel der menschen zahl vermehrt / Wenn jede sonder schimpff nur mutter heissen könte. Es ist die jungferschafft / wer sie zu etwas macht / Ein unvollkommner stand / gleich ungeförmter erden / Der zur vollkommenheit nicht eher wird gebracht / Als biß wir mit der zeit aus jungfern frauen werden. Soll unser schloß gesperrt und stets geschlossen seyn; Warum heist die natur uns nach dem schlüssel fragen? Soll sich in unser hertz der rost nicht fressen ein / So muß auch selbiges von keiner fäule sagen! Der allgemeine trieb / der uns entbrennen heist / Und nach dem männer-volck zu schauen uns verleitet / Der ist auch / der das öl in unsre lampen geust / Und das geschmierte tacht ohn unsern fleiß bereitet. Es ist ein jungfer-leib ein ungepflügtes land / Drum kan es keine frucht in diesem stande bringen. Erst streut man saamen aus / denn wird die saat erkannt / Und noch zuvor versucht der pflug / das land zu zwingen. Wer über unser thun den urthel-stab zerbricht / Der kan auch nicht zugleich das kloster-leben schelten / Und wer den männer-stand verdammt und übel spricht / Bey dem wird unser thun ohn zweiffel müssen gelten. Doch wird uns diß vielleicht nur übel ausgelegt / Daß wir den priester nicht / wie bräuchlich / ruffen lassen / Daß wir kein gastgebot und keinen tantz gehegt / Daß andre leute nicht von unsern gütern prassen. Wer aber hat den brauch zum ersten eingeführt / Daß man den priester reich / die gäste frölich machet / Nein / nein / es wird die zeit itzt nicht darnach verspürt / Und wer nicht sparen kan / der darbt und wird verlachet. Daß wir uns aber nicht was besser fürgesehn / Wird unter allen uns am meisten vorgerücket. Was hilffts / man rede nur zum besten / weils geschehn / Der vogel ist entwischt / die rosen sind gepflücket. Wir haben sonderlich uns diesen trost erwehlt / Daß keine darff noch mag von uns die erste heissen. Wer hat die grosse zahl derjenigen gezehlt / Die längst den krantz verschertzt / und doch als jungfern gleissen. Was kaum der teuffel kann / das weiß ein altes weib / Den grund-riß der natur durch säffte zu verderben / Sie ordnet bäder an für den geschwollnen leib / Und heisset die geburt vor ihrer bildung sterben. Wär arge list und kunst nicht in der welt bekandt / So liessen sich viel mehr in unsre rolle schreiben; Und thäte nichts dabey des apotheckers hand / Wo würden in der welt die jungfern endlich bleiben? Die aber doch zur zeit als reine jungfern gehen / Die haube doch verdient / die geben sich zu frieden / Sie sollen oben an in unsrer rolle stehn / Wo nicht ein altes Weib ein anders weiß zu schmieden. Des Pöfels urthel sey an seinen ort gestellt / Wir dürffen gantz und gar uns nicht des urthels schämen. Das mögen diese thun / die für den beyschlaff geld / Die zinse für die haut / und schändlich wucher nehmen. Wir haben anders nicht / als ehrlich / nur geliebt / Vielweniger den leib um schnöden sold verdungen; Wer uns vor huren schilt / und böse titel giebt / Dem sey der teuffel schaar auf seinen kopff gesungen. Indessen kommen wir bald in die wochen ein / Es mag uns / wer da will / das spiel vor übel halten; Wir wollen tausendmahl viel lieber ammen seyn / Als bei der jungfernschafft verschrumpeln und veralten.