Die verliebte sehnsucht. 1. So kann ich länger doch nicht schweigen / Mein hertze nimmt die sehnsucht ein / Es wil sich fast zum tode neigen / Und länger nicht mehr meine seyn / Es sucht bey dir / mein kind / sein halb verlohrnes leben / Ach! warum wiltu es ihm doch nicht wiedergeben. 2. Man soll ja seinem nechsten dienen In allem was geschehen kan; Und ziehen gleich die klugen bienen Den honig von den rosen an / So muß der rose doch geruch und schönheit bleiben; Der ruhm besteht auff dem / was andre leute gläuben. 3. Da wird / was öffters voller Flecken / Für rein und schöne doch geschätzt / Und welche in der hoheit stecken / Die werden unten angesetzt / Was weiß der pövel denn / ob ich bey dir gewesen / Weil man das ding ja nicht kan auf der stirne lesen. 4. Sucht ihm ein storch zu seinen zeiten Für schnee und kälte doch ein loch; So kanstu mirs nicht übel deuten / Ich suchte vor und suche noch / Drumb laß mich / liebstes kind / nur endlich bey dir finden / Die höle / die mein hertz vom froste kan entbinden. 5. Und fürchstu etwan einen schaden / Das früchte könten d'raus entstehn / Damit dein schöner leib beladen / Alsdenn zu winckel müste gehn / So wird die schnöde furcht durch dieses leicht verschwinden: Wer vor dem dorffe schiest kan keine scheun' anzünden.