Ludwig Anzengruber (kolorierte Fotografie, nicht datiert) Ludwig Anzengruber (1839–1889) Biographie 1839 29. November: Ludwig Anzengruber wird als Sohn des aus bäuerlichen Kreisen stammenden kleinen Beamten Johann Nepomuk in Wien geboren. Der Vater übt sich in dramatischen und lyrischen Versuchen. 1844 Tod des 34jährigen Vaters. 1846 Beginn des Schulbesuchs. 1851 Anzengruber besucht die Realschule der Piaristen in Wien (bis 1854). 1854 Nach dem Tod der Großmutter, die mit ihren Ersparnissen Tochter und Enkel unterstützt hatte, muss Anzengruber seine Ausbildung wegen Mittellosigkeit ab brechen und den Gedanken an ein Universitätsstudium aufgeben. Beginn einer Buchhändlerlehre (bis 1859). 1856 Neben seiner Lehre nimmt Anzengruber Schauspielunterricht (bis 1859). 1859 Die Buchhändlerlehre wird nach Streitereien mit dem Prinzipal abgebrochen. In den folgenden Jahren zieht Anzengruber mit seiner Mutter als Schauspieler durch die Lande und versucht, bei Provinzbühnen den Lebensunterhalt zu verdienen (bis 1867). 1860 Aushilfsschauspieler an verschiedenen Bühnen und bei mehreren Wandertruppen. Auftritte in Kroatien und Ungarn. Er beschäftigt sich mit Benedictus Spinoza und Ludwig Feuerbach und nähert sich atheistischen Anschauungen an. 1866 Rückkehr nach Wien. Engagements am Harmonietheater in Wien und am Varietétheater in Hietzing. 1867 Gastrollen in Baden. Auftritte als Volkssänger. 1868 Anzengruber beginnt mit journalistischer Tätigkeit und wird Mitarbeiter an den Wiener Zeitschriften »Wanderer« und »Kikeriki«. 1869 Anzengruber verdingt sich unter schwierigen finanziellen Verhältnissen als Kanzleipraktikant bei der Wiener Polizeidirektion und verbrennt seine frühen dramatischen Versuche. Er schreibt sein erstes Stück »Der Pfarrer von Kirchfeld«, das zugleich sein erfolgreichstes wird (gedruckt 1872). Freundschaft mit Peter Rosegger. 1870 Feste Anstellung bei der Polizei. 5. November: Die Uraufführung des Stückes »Der Pfarrer von Kirchfeld« macht ihn mit einem Schlag berühmt. 1871 Nach dem Erfolg des Stückes kündigt Anzengruber bei der Polizeidirektion und versucht, als freier Schriftsteller zu leben. Bühnendichter des »Theaters an der Wien«. 9. Dezember: Anzengrubers Schauspiel »Der Meineidbauer« (gedruckt 1872) wird mit der Musik Adolf Müllers im »Theater an der Wien« uraufgeführt. 1872 10. Dezember: Uraufführung der Bauernkomödie »Die Kreuzelschreiber«, mit der es Anzengruber gelingt, das aktuelle Zeitstück mit der traditionellen Volkstheaterkomödie zu verknüpfen. 1873 11. Mai: Eheschließung mit der 16jährigen Adeline Lipka, der leichtlebigen Freundin eines Freundes, und Beginn einer unglücklichen Ehe. »Die Tochter des Wucherers« (Schauspiel). »Elfriede« (Schauspiel). 1874 19. September: Uraufführung von »Der G'wissenswurm« in Wien, das in Deutschland zum meistgespielten Lustspiel Anzengrubers wird. Anzengruber erhält eine staatliche Unterstützung in Höhe von 500 Gulden. 31. Dezember: Die Uraufführung des Trauerspiels »Hand und Herz«, das er in Hochsprache verfasst, um es am »Wiener Burgtheater« aufführen zu können, wird zu einem Misserfolg. Wegen seiner gesellschaftskritischen Fragestellung war die ursprünglich geplante Uraufführung abgesagt worden. 1875 Zunehmende Enttäuschung über den Theaterbetrieb. Tod der Mutter. 1876 Anzengruber erhält erneut eine staatliche Unterstützung in Höhe von 500 Gulden. 1877 »Der Schandfleck« (Roman, umgearbeitet 1882). »Der gottüberlegene Jakob« (Erzählung). 29. Dezember: Uraufführung der Tragödie »Das vierte Gebot« in Wien. Das Stück über die Auflösung der familiären Bande und die Entlarvung der bürgerlichen Fassade berühren das Wiener Publikum peinlich. Erst nach dem sensationellen Erfolg des Stückes 1890 in Berlin wird es in Wien neuinszeniert. Anzengruber erhält erneut eine staatliche Unterstützung in Höhe von 500 Gulden. 1878 Anzengruber erhält eine staatliche Unterstützung in Höhe von 400 Gulden. Erste Anzeichen eines Leberleidens. September: Kur in Marienbad. 10. November: Anzengruber erhält den mit 1000 Talern dotierten Schillerpreis. 1879 Der nachlassende Erfolg seiner Stücke stürzt Anzengruber in finanzielle Schwierigkeiten. Deshalb nimmt er die journalistische Tätigkeit wieder auf und wird in den folgenden Jahren Mitarbeiter verschiedener renommierter Zeitungen und Zeitschriften. »Zu fromm« (Erzählung). »Dorfgänge« (Erzählungen, 2 Bände). 1880 »Die Märchen des Steinklopferhanns« (Erzählungen). 1881 »Der Einsame« (Erzählung). In Amerika und Schweden werden Stücke Anzengrubers aufgeführt. 1882 Anzengruber übernimmt die Redaktion des Familienblattes »Die Heimat« (bis 1885). 1884 Der Dorfroman »Der Sternsteinhof«, Anzengrubers episches Hauptwerk, wird in der Zeitschrift »Die Heimat« vorabgedruckt (Buchausgabe 1885). 1885 Anzengruber wird Leiter der humoristischen Wiener Wochenzeitung »Figaro« (bis 1889). 1887 Grillparzerpreis für die Komödie »Heimg'funden« (veröffentlicht 1885). 1888 Anzengruber schreibt für den Kalender »Wiener Bote«. Er wird als Hausdichter an das neugegründete »Deutsche Volkstheater« in Wien verpflichtet. 1889 September: Anzengrubers Ehe wird geschieden. 10. Dezember: Anzengruber stirbt in Wien an einer Blutvergiftung.