Masken (Zu einem Maskenspiele im Kabarett »Fledermaus«) Die Philosophin: Immer, o Nachbar, erschaust du doch nur einen tausendsten Teil unseres wirklichen Wesens – – Könntest du ganz uns schau'n, erkenntest du sicher uns nicht ! Die Wissbegierige: Ich bitte Sie, was ist denn » Groteske «?!? Das, was das Leben uns zwingt, aufzugeben von unserer wahren Natur ! Die Kokette; Mit dem Leben spielen können, ist künstlerisch – – Es bleiben genug dir Ausruhestunden für deinen komischen Ernst ! Die Komplizierte: Ohne die Masken sind wir nur Masken ! Zur Einfachheit verzerrt und übertrieben erfaßlich für den gemeinen Verstand! Die Tänzerin: Ich bin nur Anmut und Würde ! Nie sollte ich fühlen und denken! Es degradiert meine Art ! Aber ich muß auch leben – – So bin ich denn privatim eine verständige Frau ! Die Tragödin: Woran, ach, bei Dichtern erst Frauenherzen zugrund' gehn !?! Schablonen – Schmerzen muß ich verlogen mich weihn! Meine Tragödien sind zu jeglicher Stunde des Tages und unaufführbar ! Und meine Dichter sind noch nicht geboren! Die Dichterin: So lange ich schweigend sinne, bin ich ein wirklicher Dichter! Wo der Mensch mit seinen Mitteln versagt , beginnt erst die göttliche Seele deutlich zu tönen! Die Malerin: In mir wohnt der göttliche Maler, mein Auge ! Widerspiegelnd die Dinge der Welt! Aber vom Auge zur Hand ist der Weg allzulange – – Blühende Wiesen verdorren zur Wüste ! Die Weltdame: Sehet, in mir schluchzt ewig ein malträtiertes Kindchen – – Aber das Rauschen meiner Seide übertönt es! Der Chorus: Seht ihr in uns nur ein wüstes Farbengetändel ?!? Wir können's nicht hindern – – Ist's mit Geschmack gemacht, lebt es auch ohne Idee ! Josef Hoffmann gewidmet im September 1907