[Laßt Solyms Mauren] Laßt Solyms Mauren Voll Freude stehen/ Ich will ins Trauren Mit Jesu gehen. Bey duncklem Schatten Mich bey ihm zeigen/ Durch Kidron watten/ Den Oel-Berg steigen. Betracht/ o Hertze/ Mit Buß' erweichet/ Ob auch ein Schmertze Dem seinen gleichet! Schau Jesum sitzen Auff seinen Knihen/ Und Blutt verschwitzen Für Angst-Bemühen. Sieh an das Sehnen Den Zorn zu stillen/ Die bittern Thränen Um deinet willen. Die bangen Stunden Sieht man sich mehren: Es wird gebunden Der Herr der Ehren. Das Mord-Geschlechte Führt ihn gefangen/ Gleich einem Knechte/ Mit Spieß und Stangen. Für Hohen-Priestern/ Die auff ihn zielen/ Gleich den Philistern/ Soll Simson spielen. Man tritt zusammen Und suchet Zeugen/ Ihn zu verdammen/ Das Recht zu beugen. Sein Warheit-sagen Muß Schläge leyden/ Man schickt die Klagen Samt ihm dem Heyden. Was Juden tichten Ohn Scham-Erröthen/ Soll jener richten/ Und Jesum tödten. Ihr Hertze brennet Von Haß und Neyde/ Biß er vergönnet Daß Unschuld leyde. Schau/ Jesus träget Bedornte Krone/ Wird angeleget Zu Schimpff und Hohne Mit einem Kleide Voll Staub und Motten/ Zur Augen-Weyde Der/ die ihn spotten. Sein Angesichte Wird angespihen/ Das allem Lichte Ist fürzuziehen. Man schlägt die Backen Mit groben Händen/ Die unserm Nacken Die Straff abwenden. Er schwimmt im Blutte Von Peitsch und Riemen/ Wird uns zu gutte Voll rother Striemen. Ach Mensch erbleiche! Für deine Sünden Muß Gott der Streiche So viel empfinden. Das Holtz der Plagen Muß seinen Rücken Mit schwerem Tragen Zu Boden drücken. Er wird durchgraben An Händ und Füssen/ Die Nägel haben Sie gantz zurissen. Er hengt verachtet Bey Diebs-Gesinde/ Lechzt und verschmachtet Von Schmertz und Winde. Es naht zum Ende; Man hört das Leben In Gottes Hände Den Geist auffgeben. Er schleust das Leyden Mit lautem Ruffen/ Macht durch sein Scheiden Den Himmel offen. Die offne Seite Vom Speer durchritzet Wird zum Geleite Das allen nützet: Flutt/ Blutt gemenget Fliest zu der Erden/ Wen diß besprenget Kan selig werden. Solch Labsal fange/ Betrübte Seele/ Wenn dir gedrange/ Aus dieser Höle. So wird dein Leyden Dir leichte fallen/ Und du mit Freuden Gen Himmel wallen.