[Die Hoffnung/ welche sich kan nimmer ruhig wissen] Die Hoffnung/ welche sich kan nimmer ruhig wissen/ Die ists/ die unser Hertz in tausend Stücke theilt. Die Wunden/ welche sonst Gedult und Zeit verheilt/ Hat eitles Hoffen mehr als erstlich auffgerissen. Im fall nicht Tantalus im Wasser müste stehen/ Im fall die Aepffel ihm nicht reichten an den Mund/ Da ihm doch Speiß und Tranck zu brauchen nicht vergunt/ So würde seiner Qual ein grosser Theil entgehen. Ihr/ die ihr Ruhe sucht in schwerer Angst und Leyden/ Wie sehr euch auch beschwert die aufferlegte Pein/ Im fall ihr mit der Zeit derselben loß wolt seyn/ So müsset ihr die Last der eitlen Hoffnung meiden. Die Hoffnung/ fremdes Gutt und Ehre zu erlangen/ Schickt ein verwegnes Hertz auffs fichtne Wasser-Hauß/ Füllt die erzürnte See mit todten Leichen auß. Die Hoffnung macht das Garn mit reichem Raube prangen. Der Hoffnung pfleget sich Bellona zu bedienen/ Wenn sie das blancke Feld mit Menschen-Blutte nezt: Im fall die Hoffnung ihr ein langes Ziel gesezt/ Soll unbeweget stehn der Bau der Himmel-Bühnen. Soll Wind und Wetter sich zu ihren Willen schicken/ Da das Gesetze doch der Noth ein Eisen bricht. Drum hoffe wahren Trost nur von der Hoffnung nicht: Je mehr du diese nährst/ ie mehr die Last wird drücken.