Hochgeborner Freiherr, Gnädiger Hochgebietender Herr Minister Der Herr Professor Windischmann hat mir im Auftrage des Herrn Geheimen Oberregierungsrath Schultze die Mittheilung gemacht, dass Ew. Excellenz von mir ein Gutachten über den Gesundheitszustand des Herrn Professors Müller und Vorschläge über die Mittel zu seiner Wiederherstellung zu erhalten wünschen. Diesem hohen Auftrage beei- le ich mich in folgendem zu entsprechen. Professor Müller leidet schon seit 3 1/2 Monathen an einer eigenen Art von Hypochanderie , welche ich schon mehrere Mahle bei jungen Gelehrten im Anfange ihrer mit Erfolg begonnenen literäri- schen Laufbahn zu beobachten Gelegenheit hatte. Da in dieser von mir früher beobachteten Fällen insge- sammt zuletzt immer, obgleich sehr langsam, wieder vollständige Gene- sung eintrat; so zweifle ich keineswegs, dass auch Professor Müller sich wieder ganz erhohlen und zu seinen Berufsarbeiten die vorige ausgezeichnete Tüchtigkeit erlangen werde; um so mehr als sein Zustand sich wirklich schon bedeutend gebessert hat. Früher behauptete er zu allen etwas anstrengenden körperlichen Bewegungen unfähig zu sein: er glaubte an einer Krank- heit des Rückenmarkes zu leiden, welches mit gänzlicher Lähmung der Beine, ja mit dem Tode endigen würde. Diese vermeintliche Unfähig- keit zum Gehen zum Gehen bestimmte ihn auch, gegen meinen oft wie- derholten Rath, seine bereits begonnenen Vorlesungen wieder aufzu- geben. - Gegenwärtig geht er wieder aus und reitet zuweilen spaziren. Den günstigsten Erfolg in seinem jetzigen Zustande könnte man sich von einer Reise versprechen, mit welcher er zugleich wissen- schaftliche Zwecke verbinden könnte. Eine Reise nach Paris dürfte in jeder Beziehung am angemessensten sein. Da er sich aber nicht ent- schliessen wird, ohne die Begleitung seiner Gemahlin zu reisen; so dürfte diese Reise zu grossen Kosten-Aufwand verursachen. Bei einer Reise nach Holland wäre dies nicht der Fall, und sie würde wohl denselben Dienst leisten. In tiefster Verehrung verharre ich Euer Excellenz unterthänigster gez. v. Walther Dr. Geheimer Medicinalrath und Prof. P. ord. Bonn 26 Julius 1827.