Bonn , den 4 tn April 1826. abgegangen den 8 ten . ejusd . Den Privat-Docenten D r . Müller betr . Der Privat-Docent D r Müller hat sich mit dem, in originali anlie- genden, BeförderungsGesuch an mich gewandt. Ich habe das Gutachten der medizinischen Facultät hierauf eingehohlt, und beehre mich, Euer Excellenz solches mit seiner Eingabe vorzulegen. Die Facultät ist durch einen Passus in der Vorstellung des D r Müller , daß er zur Ver- vollständigung ihres Unterrichts beytrage, etwas verstimmt worden; indeß hat sie doch nicht umhin können, sich empfehlend für denselben zu erklären. Und wirklich ist der D r Müller einer der vorzüglichsten jungen Männer, welche die hiesige Uni- versität gebildet hat. Seine beyden, schon durch ihren Gegenstand, ihre Form und ihren Umfang wich- tigen, Schriften haben Aufmerk- samkeit in der wissenschaftlichen Welt erregt, und seine Vorle- sungen sind fleissig und mit immer steigendem Beyfall be- sucht worden. Er hat das Glück, Euer Excellenz persönlich bekannt zu seyn, und ich glaube mich auch darum schon auf folgende we- nige Bemerkungen beschränken zu dürfen. Der D r Müller hat hier nunmehr anderthalb Jahr als Privat-Docent gewirkt, und es fehlt ihm somit noch ein halbes Jahr zu dem Minimum , das ich im Allgemeinen für jeden Privat-Docenten mir festgesetzt habe, ehe ich bey Hochdenselben Anträge zu seiner Beförderung mache. Ich glaube aber bei diesem jungen Manne von dieser Regel abgehen zu dürfen, da sein wissenschaft- licher Werth durch seine Schriften, sein Werth als Lehrer durch den Erfolg seiner Vorträge, und sein Werth als Mensch und Bür- ger durch mehr als sieben Jahre, die ich ihn fast unaufhörlich im Auge gehabt, als bereits fi- xirt angesehen werden darf. Ich muß indeß auch hinzusetzen, das der p Müller sein gan- zes älterliches Vermögen für seine Bildung aufgeopfert hat; daß dieß auf meinen eigenen Rath geschehen ist, und daß der D r Müller ohne die bisherige, ihm als Pri- vat-Docenten bewilligte, Un- terstützung nicht hier würde bestehen können. Ich glaube mich daher hinläng- lich gerechtfertigt, wen ich bey Euer Excellenz den ehrerbietigsten Antrag mache, den D r Müller zum Professor extraordinarius in der medicinischen Facultät zu ernennen, und ihm vom 1 ten April a. c. an eine Besoldung von jährlich 200 Thlr. zu bewilligen. Da diese Summe gerade durch die Ausscheidung des Zeichenlehrers Tischbein disponibel geworden ist, so nehme ich um so weniger Anstand, dieselbe hiefür vorzuschlagen, da die Wie- derbesetzung der Tischbein - schen Stelle mir nicht nur nicht dringend, ja in so fern selbst unnöthig erscheint, als für den, hiefür zu bewilligenden, Gehalt doch nicht leicht ein Mann zu fin- den ist, der einer höheren Lehr- Anstalt, wie eine Universität ist, wohl anstände. Bonn den 4 tn April 1826. Der Königliche außerordentliche Regierungsbevollmächtigte. Rehfues An des Königlichen Wirklichen Geheimen Staats- und Ministers der Geistlichen- Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten Herrn Freiherrn von Altenstein Excellenz in Berlin.