Berlin den 19ten Februar 1822. Eure Excellenz hatten die Gnade, als ich vor ei- nigen Monaten mündlich erwähnte, daß der H. Dr. von Henning mit des H. Professor Hegel und meiner Beyhülfe sich vorbereitete, in künf- tigem Semester über die Farbenlehre nach Goethe s Theorie Vorlesungen zu halten, nicht nur dieses Vorhaben zu billigen, sondern auch in Rücksicht des dazu erforderlichen Apparats demselben Hochdero geneigte Unterstützung zuzusichern. Die Vorbereitungen zu dieser Absicht sind im Laufe des Winters sorgfältig getroffen worden, und Herr von Goethe selbst hat die Güte gehabt, sich derselben auf alle Weise gefällig und hilfreich zu bezeigen. In den abschriftlichen Anlagen Vgl. Z 30. Januar 1822. Goethe an von Henning erlaube ich mir Ew. Excellenz die Bedürfniße des zu diesen Vorlesungen erforderlichen Apparats nach der Angabe des Herrn von Goethe ganz gehorsamst vor Augen zu legen; es sind solche durchaus so einfach wie die Lehre, deren Vortrag beabsichtiget wird, es selbst ist, und der zur Anschaffung dieses Apparats erforderliche Aufwand kann nur sehr geringe seyn. Unter verhofter Hoher Genehmigung habe ich daher den H. von Henning aufgefordert, die möglichst spar- same Beschaffung dieser Gegenstände für Rech- nung des zu errichtenden physicalischen Instituts der Universität sogleich zu bestellen, damit das Nöthigste bey Eröffnung der Vorlesungen vorhanden sey. Und da Ew. Excellenz bereits zu genehmigen geruht haben, daß diese Vor- lesungen in einem der Zimmer stattfinden dürfen, welche von der bisherigen Wohnung des H. Professor Tralles für das physicalische Institut bestimmt sind, so bitte ich zugleich ganz gehorsamst um Erlaubniß, dasselbe mit der nöthigen Vorkehrung behufs der Verfinste- rung versehen lassen zu dürfen. Nur ein Instrument, welches vom Herrn von Goethe nicht verzeichnet worden ist und zu op- tischen Versuchen nicht füglich entbehrt werden kann, erfordert einen größeren Kosten- Aufwand, nemlich der Heliostat . Ein solches Instrument, welches dem physicalischen Institute nicht nur für diesen Zweck, sondern für alle möglichen Versuche, bey welchen es auf die Wirkung des Sonnenlichts ankommt, unentbehr- lich ist, dürfte nach der Berechnung des H. Geh. Postrath Pistor , je nachdem solches nach der ein- facheren Young schen Angabe, oder vollkommener, jedoch complicirter, nach Gravesand angefertigt wird, 250 bis 400 rh kosten. Da das hiesige physicalische Cabinet nach Ew. Excellenz Hohen Absicht mit den besten Instrumenten jeder Art versehen werden soll, so dürfte der Heliostat für dasselbe gleichfalls die größt- möglichste Volkommenheit erhalten müßen, und trage ich daher ganz gehorsamst darauf an, ein solches Instrument nach Gravesand bestellen zu dürfen. Der Geh. Postrath Pistor verspricht solches aus seiner Werkstätte binnen 3 bis 4 Wochen zu liefern, und wünscht dadurch eine Probe der den englischen Arbeiten nicht nachstehenden Vortreflichkeit der Arbeiten seiner Werkstätte ablegen zu können. Ew. Excellenz bitte ich dieserhalb um bald- geneigte Hohe Resolution , da binnen spätestens 6 Wochen der Anfang des neuen Semesters bevorsteht. Berlin den 19ten Februar 1822. Schultz An des Königlichen Geheimen Staats Ministers Herrn Freyherrn von Altenstein Excellenz.