1823, 15. December Mit Friedrich von Müller Heute war ich eine Stunde bei Goethe, der ziemlich munter war. Er war etwas ärgerlich über die Recension des Concerts der Madame Szymanowska im Berliner Blatt 1 , und kam, an die Geschwister denkend, darauf, uns von dem Entstehen seiner ›Geschwister‹ zu erzählen. »Ich entwarf sie auf einer kleinen Reise nach Thalbürgel, wo ich den Großherzog besuchte. In wenig Tagen waren sie fertig; es reut mich, daß ich damals nicht ein Dutzend ähnlicher Stücke hingeworfen habe, aber ich gerieth bald auf die ›Iphigenie‹ und ward viel ernster. Die ›Geschwister‹ führte ich dann auf einem kleinen Privattheater mit Dem. Kotzebue (Madame Gildemeister) selbst auf, nicht ohne wechselseitige Neigung. Sie war anmuthig, naiv, weit mehr als ihre Tochter, die etwas kurz Angebundenes hat. Der nachmalige Staatsrath Kotzebue machte in ›Stella‹ den Postillon.« Beim Weggehen bat Goethe mich mit seinen Freunden zu verabreden, daß jeder abwechselnd an den Abenden allein ihn aufsuche, weil das Hin- und Herreden Mehrerer ihn betäube oder zu sehr aufrege. 1 Berliner Nachrichten 1823. Nr. 149.