1815, 19. September. Mit Sulpiz Boisserée und Georg Moller Den 20. September 1 kommen wir nach Darmstadt, es ist hell und kalt. Am andern Morgen acht Uhr gehen wir ins Museum, Goethe zu den Naturalien, ich zu den Gemälden und Statuen; dann beschäftigten uns noch Smeathons Leuchtthürme bis halb zwei Uhr; da geht Goethe nach Hof. Als Goethe zurück kam, gingen wir zusammen zu Moller. Im Gehen erzählt er mir die Entstehung des Lingham. Es sei ein unendlicher Geist und Weisheit in den indischen Sagen; er verehre sie sehr hoch. Aber nur müßte er ihre Bilder nicht dabei sehen, die verdürben gleich die Phantasie bis zum Verfluchen! Bei Moller sahen wir den Straßburger und den Freiburger Münster und sein kleines Werk, sein Theater und seine Kirche. An dieser entwickelte Goethe seine Grundsätze über Architektur. Alles müsse in drei Theile fallen; das Gesetz der Säulenordnung auf das Ganze angewandt werden, denn es käme wesentlicher darauf an, daß das Ganze harmonisch, als daß das Einzelne immer streng nach der hergebrachten Schnur und Regel sei. Beim Nachtessen war Primavesi, er sprach abgeschmacktes Zeug über Dekorationen, rühmte seinen Mondschein mit künstlichem Mond, und will auch eine künstliche Sonne auf's Theater bringen: eine Glaskugel mit altem Rheinwein gefüllt, weil keine gefärbte Flüssigkeit so prächtig, klar u.s.w. sei. Ironie half nichts gegen ihn. Goethe erzählte von Mondschein in Rom, ohne allen Mond, in einer sehr schönen Dekoration. Man wählt dazu Architektur mit krausem mannigfaltig verziertem Umriß, ganz dunkel auf dem Himmel abgeschnitten, davor eine Mauer und niedrige Gebäulichkeiten ganz hell wie von Mondschein beleuchtet. 1 Jedenfalls den 18.