a. Erst diesen Abend fand ich die rechte Stunde, Goethen nach einem langen Zweigespräch über »Helena« Ihre [der Freifrau v. Beaulieu] inhaltsreichen, geist-vollen Worte 1 zu zeigen. Er war ungemein davon erbaut, überrascht, ergriffen. »Curios! Diese Analyse fängt genial genug von hinten an, überspringt keck und frei den ganzen ersten Theil, trifft geradezu den wichtigsten Punkt und schafft sich im Analysiren und Reproduciren alsobald ein neues, höchst dichterisches und erhabenes Wesen. Curios, curios! aber sehr geistreich, sehr liebenswürdig. Besonders ist das ›Greifen des Feuers als Spielzeug‹ und die Andeutung, ›das Gewand bleibt in den Händen der Kraft,‹ höchst originell und zart ausgesprochen. – Nun, ein solcher Leser entschädigt für tausend alberne Dunst- und Plattköpfe. Aber sie ist auch aus unserer guten Zeit, hat unsere ganze Bildungsperiode mit durchgemacht, und da müßte es schlimm sein, wenn Kraft und Schönheit in einem solchen Individuum vereint nicht ein besseres und höheres Urtheil als alle Immermanne, Tiecke und Raupachs unserer neuen Zeit haben wollte. Ja, wenn diese Frau sich nicht so sehr in der Welt verschlossen hätte – da hättet Ihr erst sehen sollen, zu welchem Gipfel weibliche Kraft aufzusteigen vermag.«