1815, 5. September. Mit Sulpiz Boisserée Goethe besucht mich morgens mit Dr. Seebeck. Findet die Steinmetzordnung auf meinem Tisch; ich erzähle ihm davon. Nachmittags begegne ich Goethe auf der Zeil, spreche vom Graf Solms [der im Auftrag des Minister Freiherrn v. Stein mit Boisserée über die Unterstützung der Kunstbestrebungen der Brüder verhandelt hatte], da sagte er: »Ei! das ist gut, so macht sich ja Eure Sache von selbst, und Ihr braucht mich nicht einmal. Wenn Ihr mich aus dem Spiel lassen könnt, wäre mir's lieb.« Ich wehre sehr dagegen, sage, daß er selbst dem Grafen erst einen Anhalt gebe, daß dieser mir gezeigt, wie lieb ihm das sei. Mit Goethe bei Guaita. Der junge Maler Ludwig Grimm zeigt seine Zeichnungen, Frau von Savigny ist seine Beschützerin; übertriebenes Lob eines schönen Talents. Goethe sagt: »Jeden Sommer wachsen Rosen, die Talente sind immer da, wenn sie nur entwickelt würden. Ich als ein guter Jesuitenprovinzial würde dem jungen Mann aufgeben, ein Jahr lang keiner Frau seine Zeichnungen zu zeigen.« Goethe sagte mir, daß er ein Quartier in der Stadt wünsche. Ich sehe die Wohnung bei Lindheimer für ihn an. Nachmittag bin ich wieder auf der Mühle. Ich trage ihm die Sache wegen dem Quartier vor, und spreche mit Willemer, daß er es ihm in seinem Haus verschaffe. Wir haben eine weitläufige Unterhandlung darüber. Goethe ganz gerührt, freundlich.