1823, 24. August. Mit Joseph Sebastian Grüner, sodann Heinrich Meyer Die Kleidertracht der Egerländer bildete in meiner Abhandlung eine eigene Abtheilung. Ich hatte die älteste und die neueste Tracht bildlich dargestellt, um zu vergleichen, ob und in wieferne der allgemein herrschende Luxus auch auf sie eingewirkt habe. Zugleich gab ich den Stoff und das Ellenmaß bestimmt an, wobei ich die ältesten und die jüngsten Bauernschneider zu Rathe gezogen hatte. »Das hat sein Gutes«; sagte Goethe, »man kann in der Folge wahrnehmen, ob und in wiefern der Luxus auf sie eingewirkt hat. Es wäre interessant, solche Aufzeichnungen auch von anderen Völkern zu haben.« Abends kam Hofrath Meyer. »Einer meiner ältesten Freunde,« sagte Goethe, »dem ich in Beurtheilung von Kunstwerken viel zu verdanken habe.« Hofrath Meyer, ein anspruchsloser Mann, der im Dialekte den gebornen Schweizer noch etwas verrieth, schien bei dieser Äußerung Goethes in Verlegenheit zu gerathen. Goethe lenkte aber das Gespräch sogleich auf die früheren Zeiten, auf Italien, auf Rom, wo Hofrath Meyer sich insbesondere ausgebildet hatte. Von dem Gespräche zwischen Goethe und Meyer habe ich nur folgende Äußerung Goethes aufgezeichnet: »Neue Erfindungen können und werden geschehen, allein es kann nichts Neues ausgedacht werden, was auf den sittlichen Menschen Bezug hat. Es ist alles schon gedacht, gesagt worden, was wir höchstens unter andern Formen und Ausdrücken wiedergeben können. Man komme über die Orientalen, da findet man erstaunliche Sachen.«