a. Goethe, der mir [L. Seidler] bisher scharfblickend und manchmal mich durchmusternd gegenüber gesessen hatte, kam zu mir, setzte sich neben mich und frug mich nach diesem und jenem, unter anderem auch nach den Bildern von C .... 1 Endlich kamen wir auf Drackendorf, wo ich ihn um Aufträge bat, die er aber nicht gab, indem er selbst in den nächsten Tagen herkomme, und nur Silvien nebst herzlichen Empfehlungen sagen ließ, daß er schon den vorigen Tag imbegriff gewesen, sie zu besuchen, aber abgehalten worden wäre. Schon lange hatte ich auf die Gelegenheit gewartet, von Dir [Pauline Gotter] zu sprechen; da bot sie sich endlich. Ich bedauerte Silvien, wie sie so allein sei, und sagte, daß ihre Freundinnen sie doch alle besuchen sollten, um ihre Einsamkeit zu erleichtern. »Pauline Gotter wird auch wahrscheinlich kommen.« – »So!« sagte Goethe. »Was macht sie denn Gutes? Ist sie noch immer so munter, so närrisch? Macht sie den Menschen noch immer viel zu schaffen? Das ist so ihre Sache.« – »Ach ja!« sagte ich; »sie macht das ganze Haus, wo sie ist, lebendig, und das ist sehr angenehm.« – »Kommt sie denn nicht bald nach Weimar? Ist sie nicht gerne da? es ist gar ein hübsches Mädchen, und sieht doch ihrem Vater so ähnlich, der zwar grade nicht häßlich, aber doch gar nicht hübsch war. Aber was verschönert die Weiblichkeit nicht!«