1797, 1. bis 6. September. Mit Johann Heinrich Dannecker Sie [Wolzogen] haben mich schon längst aufgefordert, Ihnen Nachricht über des Herrn Geheimen Raths v. Goethe Aufenthalt in Stuttgart zu geben. Was soll ich Ihnen sagen? Sie kennen seine ungeheure Kunstkenntniß, seine Liebe zum Großen, Vollendeten, Charakteristischen, Schönen. O, ich bin äußerst glücklich, einige schöne Meinungen, die mir nun Gesetze bleiben, von ihm gelernt zu haben; ja, was er mir sagte, war in mir zwar wie ein Nebel schon ehe er zu mir kam, aber daß ich's nicht ausdrücken konnte; nun wüßte ich's gleich zu Tausenden anzuwenden. Das ist gewiß, daß ich in meinem Leben nichts mehr ausführen werde, das nicht sozusagen in sich eine Welt ausmacht. Täglich waren wir beisammen, und er machte mir ein Compliment, daß ich für groß halte, indem er mir sagte: »nun habe ich Tage hier verlebt, wie ich sie in Rom lebte ..... Meinem Schwager [Rapp] und seiner Frau, meinem lieben Weibchen und mir las er eines Abends seine Elegie [›Hermann und Dorothea‹] vor.«