1811, 6. Mai. Mit Sulpiz Boisserée u.a. Heute war ich von elf Uhr an wieder bei ihm bis spät Nachmittags. Er hatte den Baumeister Stieler gebeten, der mir ein Portefeuille mit der neugriechischen Klosterkirche von Paulinzell hier in der Nähe vorlegte; ich holte meine neugriechischen Sachen, das gefiel dem alten Herrn alles sehr wohl. Wir sprachen sehr viel und ausschließend über das alte Bauwesen; Meyer und Riemer waren recht fleißig dabei nach ihrer Art. Das Bauwesen, besonders die Grundrisse von den kölnischen Thürmen, die zufällig zwischen den neugriechischen Kirchen gelegen, hatten die ganze Aufmerksamkeit von Goethe auf sich gezogen, und als ich fortgehen wollte, sagte er mir (was ich eben selbst fordern wollte): »Hören Sie! wir müssen die Sache einmal recht mit Ernst betreiben: ich will morgen um elf Uhr zu Ihnen kommen, daß wir einmal allein sprechen können; wir müssen die Zeit nutzen, so lange wir beisammen sind; mündlich und die Zeichnungen zur Hand versteht man sich erst recht.« Du kannst Dir denken, daß ich nun ganz offenherzig und ehrlich mit Freuden- und Ehrenbezeugungen herausrückte, die ihm sehr angenehm sein mußten; indessen lehnte ich es ab, daß er zu mir käme: ich schicke mein großes Portefeuille morgen zu ihm.