1830, 7. März. Mit Friedrich von Müller Ich traf Goethe in den vordern Zimmern. Eine von David eben erhaltene Sendung von Büchern und Medaillons verbarg er mir. Er war aufgeregter als gewöhnlich. – »Nun laßt nur mit allen Glocken läuten; macht, daß Ihr die Alten alle begrabt und seht zu, wie Ihr mit den Jungen fertig werdet. Seid nur lustig und wohlgemuth dabei, das ist die Hauptsache.« Als ich ihm St. Aignan's Condolenzbrief zeigte und hinzu fügte: »Wie wollen Sie in so wenig Zeilen mehr und Verbindlicheres ausdrücken?« nahm er es ganz übel und nannte es eine triviale Redensart, die man ihm gegenüber nicht brauchen sollte. Doch lenkte er gleich wieder in Scherz über. An Reinhard könne er unter einem Monat nicht schreiben; man fordere zu viel von ihm, er müsse Bankerott mit seiner Zeit machen. Wenn man die achtziger Jahre überschritten habe, gehe nicht alles so leicht von der Hand. Niemand frage darnach, wie viel Mühe ihm die Herausgabe seiner Werke mache, und dann nehme doch niemand, wenn sie erschienen, sonderlich Notiz davon. Von Auguste Jacobi 1 sagte er: sie verwandle mit ihrem scharfen Geiste alle Poesie augenblicks in Prosa, versire in beständiger Klarheit, aber des Irrthums. Eben als ich mehr darüber mittheilen wollte, trat Coudray ein. 1 Demois. Caroline Lorch, frühere Kammerfrau bei der Herzogin Amalia, dann bei der Großherzogin Louise.