1830, 22. Januar. Mit Friedrich Soret Wir sprachen über die »Geschichte Napoleons« von Walter Scott. »Es ist wahr,« sagte Goethe, »man kann dem Verfasser dabei große Ungenauigkeiten und eine ebenso große Parteilichkeit vorwerfen, allein gerade diese beiden Mängel geben seinem Werke in meinen Augen einen ganz besondern Werth. Der Erfolg des Buchs war in England über alle Begriffe groß, und man sieht also, daß Walter Scott eben in seinem Haß gegen Napoleon und die Franzosen der wahre Dolmetscher und Repräsentant der englischen Volksmeinung und des englischen Nationalgefühls gewesen ist. Sein Buch wird keineswegs ein Dokument für die Geschichte Frankreichs, allein es wird eins für die Geschichte Englands sein. Auf jeden Fall aber ist es eine Stimme, die bei diesem wichtigen historischen Prozeß nicht fehlen durfte. Überhaupt ist es mir angenehm, über Napoleon die entgegengesetztesten Meinungen zu hören. Ich lese jetzt das Werk von Bignon [Histoire de France depuis le 18 brumaire jusqu'à la paix de Tilsit], welches mir einen ganz besondern Werth zu haben scheint.«