1804, August (?). Mit Johann Heinrich Voß d. J. u.a. Wie war Goethe fröhlich, als ich meine Sachen aus dem Examen so gut beendet hatte, und wie war ich fröhlich, daß er einen solchen Antheil an mir nahm. Dem Mann verdanke ich ja fast ebenso viel, als meinen Eltern: er hat mir ja Muth und Selbstvertrauen in die Seele geflößt und weiß mir durch sein Beispiel immer die Bescheidenheit und ein edles Mißtrauen nahe zu erhalten. – Ich lese jetzt griechisch mit ihm. Neulich lasen wir zusammen drei Stunden nach der Reihe, und Goethe ist jetzt außerordentlich warm für diese Sprache, besonders für den Sophokles. Sobald die ersten Schneeflocken fallen, errichten wir einen literarischen Club, wo Goethe der Meister ist. Goethe sagte mir neulich: »Nur zu hitzig wollen wir nicht beginnen; es ist eine Schande, bei so etwas nicht Tempo halten zu können. Lieber nachher im Eifer gestiegen, als erkaltet.« – Wenn wir jungen Leute um Goethe sind, so gefällt mir das so besonders an ihm, daß er nie wie ein Meister zu den Jüngern, sondern wie ein Freund zum Freunde spricht – eine Humanität, die seine Jünger nur um so fester an ihn kettet, indem er es nicht merken läßt, daß wir Jünger sein sollen.