1831, 23. Februar. Mit Johann Peter Eckermann Vor Tische bei einem Spaziergange auf der Erfurter Chaussee begegnet mir Goethe, welcher halten läßt und mich in seinen Wagen nimmt. Wir fahren eine gute Strecke hinaus bis auf die Höhe neben das Tannenhölzchen und reden über naturhistorische Dinge. Die Hügel und Berge waren mit Schnee bedeckt, und ich erwähne die große Zartheit des Gelben, und daß in der Entfernung von einigen Meilen, mittels zwischenliegender Trübe, ein Dunkles eher blau erscheine als ein Weißes gelb. Goethe stimmt mir zu, und wir sprechen sodann von der hohen Bedeutung der Urphänomene, hinter welchen man unmittelbar die Gottheit zu gewahren glaube. »Ich frage nicht,« sagte Goethe, »ob dieses höchste Wesen Verstand und Vernunft habe, sondern ich fühle, es ist der Verstand, es ist die Vernunft selber. Alle Geschöpfe sind davon durchdrungen, und der Mensch hat davon so viel, daß er Theile des Höchsten erkennen mag.« Bei Tische kam das Bestreben gewisser Naturforscher zur Erwähnung, die, um die organische Welt zu durchschreiten, von der Mineralogie aufwärts gehen wollen. »Dieses ist ein großer Irrthum,« sagte Goethe. »In der mineralogischen Welt ist das Einfachste das Herrlichste, und in der organischen ist es das Complicirteste. Man sieht also, daß beide Welten ganz verschiedene Tendenzen haben, und daß von der einen zur andern keineswegs ein stufenartiges Fortschreiten stattfindet.«