1821, 4. September. Mit Joseph Sebastian Grüner Auf Goethes Befragen [über den bevorstehenden Jahrmarkt zu Eger] sagte ich ihm, daß nur Kaufleute aus den benachbarten Städtchen und Marktflecken mit hier immer zu kaufenden Waaren, meist für das Landvolk bestimmt, hierher kommen, und daß der Jahrmarkt sehr lebhaft werden werde. Von der schlesischen Grenze kommen Leinwandhändler, welche Garn und Leinwand zum Bleichen mitnehmen. Auch Eisenwaren aus Steyermark treffen ein. »Wenn man mir,« sagte Goethe, »einen Stoß von Waaren zum Kaufe vorlegt, so pflege ich jene Stücke, welche mir bei dem ersten Anblicke die für mich passendsten scheinen, auf die Seite zu legen, die anderen sehe ich nicht mehr an. Ich habe dann nur unter wenigen Stücken zu wählen, und komme früher zum Entschlusse, während bei der Ansicht so vieler Stücke dieser oft schwankend wird.« Das, erwiederte ich, habe ich bei sehr vielen Menschen schon bemerkt, sie wissen vor beständigem Wählen am Ende nicht mehr, was sie wählen sollen, und verlassen, ohne etwas zu kaufen, den Kaufladen. Goethe stand am Fenster und betrachtete ein neugebautes Haus. »Der Mann,« sagte er, »hat das Haus niedlich hergestellt, es verräth, daß er schon manches Gute gesehen haben mag; doch die zwei geschnitzten angestrichenen Heiligen passen nicht zum Ganzen.« Er ist selbst Baumeister, erläuterte ich, und mußte im Innern mit dem Raume äußerst geizen, um eine bequeme Treppe zu erzielen. Um den Hausfrieden zu erhalten, mußte er seiner Ehehälfte nachgeben und beide Heilige anmachen. »Nun, da wollen wir dem guten Manne sie lassen« sagte Goethe.