1805, Ende Juli bis Anfang August. Mit Johann Heinrich Voß d. J. Ich habe in diesen vierzehn Tagen ein Geschäft eigner Art, das mich ganz beschäftigt und dem ich selbst nur die Augenblicke abstehle, wo ich an Euch [Abeken und Solger] schreibe. Goethe hat mir die Umarbeitung von »Hermann und Dorothea« aufgetragen, und ich darf ändern, wo und wie viel ich will. Dazu hat er mir sein Manuscript gegeben, wo die einzelnen Verse so weit von einander abstehen, daß ich viel dazwischen schreiben kann. Ich war anfangs schüchtern dabei, doch nun habe ich, da er es nicht anders haben will, auch toll hineincorrigirt. »Nicht bloß begangene Sünden,« sagte er, »sondern auch die Unterlassungssünden suchen Sie zu tilgen.« Nun lege ich jeden Hexameter auf die Goldwaage und sehe zu, das Gedicht auch in dieser Hinsicht vollkommen zu machen, ohne daß die naive Sprache und die vollendete Diction dabei einbüßt. Goethe ist jetzt in Lauchstädt; ich geb' ihm alle Wochen Rechenschaft, wie weit ich gekommen bin, und wenn er zurückkommt, da wollen wir das Gedicht noch einmal gemeinschaftlich durchgehen .... Goethe ist mit dem Anfang meiner Arbeit, den er nur gesehen hat, zufrieden und sagte: sie wäre besonnen und mit Eindringung in seinen Sinn gearbeitet, und dies Zeugniß macht mir Muth, unverdrossen fortzufahren.