1810, December (?). Bei der Leseprobe von Calderons »Standhaftem Prinzen« Die günstigsten Resultate, die Goethes Schüler in der deutschen und auch englischen dramatischen Literatur sich errungen, bestimmten ihn, sich nun auch der spanischen zuzuwenden. Den ›Standhaften Prinzen‹ von Calderon hatte er schon längst in's Auge gefaßt und mit Riemer, Wolff und auch mit mir [A. Genast] darüber gesprochen. Ende 1810 wurden die Rollen davon vertheilt und die ersten Leseproben in Goethes Wohnung abgehalten. Er war äußerst penibel dabei: Komma, Semikolon, Kolon, Ausrufungs- und Fragezeichen mußten bei der Recitation streng eingehalten werden; er verlangte fast für jedes dieser Zeichen ein Zeitmaaß und bezeichnete deren Länge bildlich so: - , – - ; – – – : – – – - ! – – – – - ? – – – – – – - . Auf diese Weise erlangte er, daß einer wie der andere die Verse sprach, nicht zu schnell und nicht zu langsam. Es war im Anfang ein fast automatisches Sprechen, als sich aber nach und nach diese Methode entwickelte, welcher Reiz, welch poetischer Schwung trat endlich in der Rhetorik hervor! Musik war sie zu nennen.