1811, 7. Mai. Mit Sulpiz Boisserée Alle Einwendungen des Alten gegen die eigene vaterländische Erfindung der gothischen Baukunst verstummen, und alles, was er wegen dem Straßburger Münster zu sagen hatte, ließ er bald fallen. Er brummte am Dienstag, als ich bei ihm mit den Zeichnungen allein war, wie ein angeschossener Bär; man sah, wie er in sich kämpfte und mit sich zu Gericht ging, so Großes je verkannt zu haben. Die Vergleichung mit dem Straßburger Münster führte uns vor allem auf die Thürme; je tiefer wir da in die Untersuchung kamen, desto höher stieg sein Erstaunen. Am meisten äußerte sich das an der Vorhalle und ihren ungeheuern, reich gegliederten innern Pfeilern; denen hatte er in der kleinen Gestalt des ganzen Risses keinen Verstand abgewinnen können: jetzt, wo ich sie ihm groß vorlegte und von allem Rechenschaft gab, drangen sie ihm die lebhafteste Bewunderung ab, und es freute mich, daß er sich von selbst gerade hier an das dickste, verwickeltste Ende machte, worin so tiefe Schönheit und Geist verborgen liegt, und wozu ich noch immer so wenige Menschen habe bewegen können. Da sieht man doch, wo der rechte Sinn zu Hause ist. Selbst die schöne Rose am Straßburger Münster hat er zwar nicht aufgegeben, wiewohl das zum Theil Widerstrebende mit den spitzen, dreieckigen Gestalten des Ganzen eingestanden, und daß er dem großen Fenster, als unserer Domkirche angemessener, für diese durchaus den Vorzug einräume, wie er das runde Rad zu dem übrigen Bau von Straßburg ziemender halte.