1814 (?). Mit Gustav Moltke Mitunter waren wir Schauspielerkinder von unserer mütterlichen Freundin, Frau v. Goethe, recht zahlreich eingeladen; dann ging's natürlich nicht allzu ruhig her. So trat einstmals, als die prächtige Frau in ihrer großen Gutmüthigkeit dem Kinderlärm nicht zu steuern vermochte, der empörte alte Diener zornfunkelnd heran und schrie: der Geheimbderath könne den verfluchtigen Spectakel nicht länger ertragen. Kurze Zeit blieb's ruhig, sobald uns aber der Cerberus aus den Augen war, wurde lustig weiter spectakelt. Plötzlich aber trat die allgefürchtete Excellenz im langen Hausrock selber herein, in gemessenem Schritt, voll majestätischer Haltung, die Hände auf dem Rücken. Rasch flüchteten wir Kinder zu unserer guten Fee, die mich kleinen Unband liebreich umschloß. Da aber der gefürchtete Herr beim Anblick dieser komischen Gruppe nur lächelnd mit dem Finger drohte und gar nicht schalt, fing ich muthwilliges Bürschchen an zu kichern. Der Gestrenge setzte sich und rief: »Kleiner Molke!« (das t in meinem Namen war ihm eine grausame Härte) »komm einmal her zu mir.« Etwas zaghaft ging ich zu ihm, er aber nahm mich freundlich auf sein Knie und fragte: »Was habt ihr kleinen Kobolde denn eigentlich getrieben? Weshalb der störende Lärm?« Sogleich bekam ich wieder Courage und sagte, wir hätten getanzt und gesungen, im Garten Haschemännchen gespielt, wären dabei tüchtig herumgesprungen, an der Laube emporgeklettert und hätten den Herlitzchenbaum geplündert. – »Was! meine Herlitzchen, die ich selbst so gern genieße, hast du kleiner Schlingel mir stibitzt? I, das ist ja recht schön!« – Mit einem wohlwollenden Backenstreich entließ mich der gestrenge Herr.