1823, 26. September. Mit Friedrich von Müller, Caroline von Egloffstein, Heinrich Meyer und Clemens Wenzeslaus Coudray Von 6-9 Uhr war ich mit Line und Meyer bei ihm. Ich brachte bald die Lalla Rookh'schen Bilder 1 auf's Tapet, damit er sie Linen zeigte, und dies gab Gelegenheit zu den heitersten Scherzen und Gesprächen, besonders über die Peris. Zuletzt holte er seine Diwan-Manuscripte und las uns zwei herrliche Gedichte zu Ergänzung des »Paradieses« vor. Eine Huri steht Wache an der Pforte des Himmels, will den Dichter nicht einlassen, weil sie ihn für verdächtig hält und fordert Beweise für seine Glaubenskämpfe. Da antwortet er ihr: »Mach nicht so viel Federlesen, Laß mich zu der Pforte ein, Denn ich bin Mensch gewesen Und das heißt ein Kämpfer sein.« Dann zeigte er ihr die Wunden, die Schicksal und Leidenschaft seinem Herzen geschlagen, und wie er dennoch dabei froh, fromm und dankbar geblieben; sie läßt ihn ein und er zählt nun an ihren Rosenfingern die Ewigkeiten. »So habe ich den Britten (Moore) zu überbieten gesucht.« Wir waren Beide, Line und ich, innig gerührt von der Wärme seines Vortrags. Als Line weg war, kam Coudray und gab uns einen gedrängten Ab- und Umriß seines Berliner Lebens und der dortigen Regsamkeit in Kunst und Wissenschaft, Technik, Lebensannehmlichkeit etc., so daß die Lust, solche Wunder auch zu sehen, lebhaft erwachte. 1 Die lebenden Bilder und pantom. Darstellung bei dem Festspiel Lalla-Rooky auf dem Schloß in Berlin 27. Jan. 1821. Nach der Natur von Wilhelm Hensel 1823.