1822, 22. August. Mit Joseph Sebastian Grüner und dessen Gattin »Heute komme ich,« sagte Goethe, meine Frau begrüßend, »Sie zu belästigen. Ich möchte gerne noch ein Stück Kattun mit nach Hause bringen, und weil die Frauen ihren eigenen Gusto haben, und auch wissen, was für sie modern, schicklich ist, so nehme ich Ihre Güte in Anspruch.« – Es wurde nach gemeinsamer Wahl ein Stück gekauft. Goethe besah meine Mineralien und freute sich des Anwuchses. Meine Ölgemälde und Kupferstiche prüfte er sorgfältig und sagte: »Sie haben einige gute Stücke aus der altdeutschen und italienischen Schule, diese halten Sie werth, besonders aber, wie ich Ihnen schon bemerkte, Ihren florentiner Mosaikschrank,« – bei dem er wieder einige Zeit verweilte. »Bei Betrachtung der Bilder,« fuhr Goethe dann fort, »muß man vorerst fragen, was wollte der Künstler mit diesem Bilde sagen? Man muß die Idee des Künstlers sich eigen zu machen streben, und nicht kleine in Eile hingeworfene Verzeichnisse aussuchen und hierauf sein Urtheil gründen.« Als ich Goethe des Abends besuchte, kam das Gespräch auf Wieland. Goethe sagte: »Der Unersetzliche war in Rom und Griechenland zu Hause. Er hat sich seinen Tod selbst zugezogen. Er war bei Hof in Weimar. Da es Winter war, auch viel Schnee fiel, so ersuchte ich ihn warnend, er möchte die Nacht in Weimar zubringen, allein es half nichts, er ging in Schuhen und seidenen Strümpfen durch den Schnee nach seinem Osmannstädt, verkühlte sich und starb.«