1826, 23. September. Mit Johann Karl Ludwig von Schorn Goethe war . . . über den Tod des hiesigen Bibliothekars Güldenapfel sehr betrübt, daher hielt es der Kanzler [v. Müller] für besser, erst am Samstag zu ihm zu gehen. Ich zähle die halbe Stunde, die ich bei ihm war, zu den schönsten meines Lebens und werde nie vergessen, wie er uns, mitten in der Stube stehend, empfing, wie grandios er aussah. Er scheint sehr wohl zu sein, bis auf ein kleines Pflaster, das er noch am Halse trägt. Ich sagte ihm gleich Empfehlungen von Dir [Boisserée]; er erkundigte sich nach Deiner Gesundheit und äußerte sich über die schöne Aufstellung Eurer Bilder in dem gegenwärtigen Verhältniß. Dann kam das Gespräch auf Martius und England, wo ich ihm viel von den Elgin'schen Marmoren und den Cartons zu Hamptoncourt [von Rafael] erzählen mußte. Als wir dann von den Carstens'schen Handzeichnungen redeten und ich die Herausgabe von Umrissen danach wünschte, besonders für Künstler, meinte er: »Nun, sie haben ja dort Mosen und die Propheten, da brauchen sie dergleichen nicht.« Dadurch geriethen wir auf die Münchner Zustände und Sammlungen; er zeigte mir durch diese Veranlassung seine hübschen Bronzen; auch die Nachbildung von Leybold's Zeichnung mußte ich sehen und sein Büstencabinet, aus welchem er von mir Abschied nahm, weil andere schon auf Audienz warteten. Er hatte etwas sehr Mildes und Freundliches und das Majestätische seines Gesichts und seiner Augen imponirte dadurch umsomehr, daß es zugleich Zutrauen und Wohlwollen einflößte.