1812, Sommer (?). Mit Johann Friedrich John Wenn... im weimarischen Publicum die Rede ging, daß Frau v. Goethe... in der Regellosigkeit so ungemessen fortgegangen sei, daß sie sogar einmal den Verkauf der Equipage eingeleitet habe, um einen Ball zu geben, so mag die Wahrheit dieser Rede dahin gestellt sein, wohl aber trage ich [F. Schubart] in sicherer Erinnerung, was mir ein, dem Dichter damals sehr nahe stehender Mann, sein Secretär John erzählt hat. Derselbe verweilte mit ihm in Karlsbad, als Goethe dort erkrankte. Mein alter Freund John saß gerade vor dem Krankenbette des Dichters, als Briefe aus Weimar anlangten, die leider traurige Nachrichten über seinen dortigen Hausstand brachten und ihn mit Zerrüttungen und pecuniären Verlegenheiten seines Hauses bekannt machten, die ihm bis jetzt verborgen geblieben waren. Mein Freund schilderte mir den Eindruck, welchen er empfunden habe, als diese niederbeugenden Mittheilungen den hochsinnigen Mann ergriffen und ihn jetzt im Krankheitszustande auch noch den Druck der äußeren Lebensnoth empfinden ließen. Mit Anstrengung suchte er sich zu erheben und der beklommenen, auf- und abwogenden Brust Luft zu verschaffen, aber nachdem dieser Kampf einige Zeit gedauert hatte, trat auch in dieser Lage jene geistesstarke Thätigkeit an ihm hervor, welche er als eine, von Jugend auf gepflegte Gewohnheit von sich bekannt hat. Ungehemmt bewegte er sich wieder in der Kraft seiner darstellenden Rede, und der vor seinem Krankenbette sitzende Freund hörte jetzt von seinem Munde eine so wohl gedachte und schön gefügte Lobrebe auf den Geiz, daß er mir nachher sein Bedauern darüber aussprach, daß er sie nicht sofort habe aufzeichnen können.