a. Der größte Philologe unserer Zeit, Friedrich August Wolf aus Berlin, ist hier, auf seiner Durchreise nach dem südlichen Frankreich begriffen. Goethe gab ihm zu Ehren heute ein Diner, wobei von weimarischen Freunden Generalsuperintendent Röhr, Kanzler von Müller, Oberbaudirector Coudray, Professor Riemer und Hofrath Rehbein außer mir [Eckermann] anwesend waren. Über Tische ging es äußerst heiter zu: Wolf gab manchen geistreichen Einfall zum besten; Goethe, in der anmuthigsten Laune, spielte immer den Gegner. »Ich kann mit Wolf nicht anders auskommen,« sagte Goethe mir später, »als daß ich immer als Mephistopheles gegen ihn agire. Auch geht er sonst mit seinen innern Schätzen nicht hervor.« Die geistreichen Scherze über Tische waren zu flüchtig und zu sehr die Frucht des Augenblicks, als daß man sich ihrer hätte bemächtigen können. Wolf war in witzigen und schlagenden Antworten und Wendungen sehr groß, doch kam es mir vor, als ob Goethe dennoch eine gewisse Superiorität über ihn behauptet hätte.