1831, 31. März. Mit Friedrich von Müller u.a. Heute brachte ich mehrere Stunden bei ihm zu. Anfangs mit Conta, der von München erzählte, dann kam der Großherzog, später noch Spontini auf seiner Rückreise von Paris. Er gefiel mir sehr wohl als feiner, lebendiger Mann; jetzt beschäftigt ihn die Composition einer von Jouy gedichteten Oper »Les Athéniennes,« deren Motive Goethe sehr lobte. Daß ich ihn im vordern, sogenannten Deckenzimmer traf, war schon ein gutes Zeichen, er hatte früh Besuch von der Hoheit gehabt. Im Ganzen war er heute viel munterer, Spontini und mehreres politische und literarische, was ich erzählte, heiterten ihn auf. Walter Scott's ›Napoleon‹ könne man nur dann mit Behagen lesen, wenn man sich einmal entschließe, eine stockenglische Sinnes- und Urtheilsweise über jene große Welterscheinung kennen zu lernen. In solcher Beziehung habe er Geduld genug gehabt, es im Englischen völlig hinaus zu lesen. Viel sprach er über Klinger's Tod 1 , der ihn sehr betrübt hat. »Das war ein treuer, fester, derber Kerl, wie keiner. In früherer Zeit hatte ich auch viele Qual mit ihm, weil er auch so ein Kraftgenie war, das nicht recht wußte was es wollte. Seine ›Zwillinge‹ gewannen den Preis vor Leisewitzen's ›Julius von Tarent‹ wegen der größeren Leidenschaftlichkeit und Energie. Seinen ›Weltmann und Dichter‹ habe ich nie gelesen. Es ist gut, daß Klinger nicht wieder nach Deutschtand kam; der Wunsch darnach war eine falsche Tendenz. Er würde sich in unserem sansculottischen Weimar und resp. Deutschland nicht wieder erkannt haben; denn seine Lebenswurzel war das monarchische Princip.« Zuletzt erzählte er eine Anekdote von den zwei vornehmen Zöglingen im Cadetten-Institut, die Klinger absichtlich gegen die Gesetze ausprügeln ließ. 1 25. Januar 1831.