1825, 30. December. Mit Friedrich von Müller Goethe erzählte: »Ohngefähr ums Jahr 1780 befand ich mich einstmal im Winter mit Seckendorff und Einsiedel zu Thalbürgel auf der Jagd, wo wir uns gar weidlich ergötzten. Der Neujahrstag nahte heran, wir sollten billig nach Weimar zurückkehren. Doch die Lust noch einige Tage ungestörte Freiheit zu genießen, überwog, und am Vorabend beschlossen wir, statt persönlich, poetische Glückwünsche an die vertrautesten Personen des Hofes und der Stadt durch einen Eilboten abzusenden, der sie am frühen Morgen des ersten Januar austheilen sollte. Sogleich machten wir uns ans Werk und brachten die halbe Nacht damit zu, bald sinnreich gelehrte, bald humoristische, mitunter auch ironisch gewürzte Verse zu verfassen. Leider sind diese launigen Denkblätter jener harmlosen Zeit nicht mehr zusammen zu bringen; nur erinnere ich mich folgende Verse an Fräulein v. Göchhausen adressirt zu haben: Der Kauz, der auf Minerven's Schilde sitzt, Kann Göttern wohl und Menschen nützen; Die Musen haben Dich so treu beschützt, Nun magst Du ihnen wieder nützen.«