1817, 2. (?) Februar. Mit Julie von Egloffstein [Gräfin Julie erzählt von lebenden Bildern, die bei Hofe vorgestellt wurden und zwar in den Thüren des Gesellschaftssaals, und fährt fort:] Von all diesen [Bildern] sollen die in meiner Thüre sich am besten ausgenommen haben. Ohne zu wissen, daß ich sie arrangirt, haben mir's die Menschen versichert, und ich glaube es auch, weil ich klugerweise für schärfere Beleuchtung und eine dunkle Hinterwand gesorgt hatte. In meiner Thüre erschienen folgende Bilder: die Gräfin Fritsch als Circe – Herr v. Könneritz, als junger Prophet, mit einem Engel – und die Poesie, also meine eigene werthe Person. Da aber diese gerade zuerst erscheinen mußte, und niemand hatte, der sie zu drapiren verstand, so erbarmte der alte Goethe sich der armen Poesie... und zog und zerrte und zupfte solange an meinem Mantel herum, bis er endlich, entzückt über sein eigen Werk, »Schön! schön! wunderschön!« ausrief und mir versicherte: es sei jammerschade, daß ich mich nicht selbst sehen und zeichnen könne .... Es wäre sehr eitel von mir und langweilig für Euch, wenn ich erzählen wollte, was für außerordentliche Artigkeiten mir von allen Seiten zuströmten, als ich nach beendigten Vorstellungen im Ballkleid in den Zimmern der Hoheit erschien .... Goethe allein hat mich getadelt, aber das Wunderbarste ist, daß dieser Tadel mich gefreut hat, statt mich zu schmerzen, weil er artiger war, als jemals ein Lob gewesen. Meine Feder sträubt sich, ihn hier niederzuschreiben, da er aber in Beaulieu'scher Manier gesagt ist, so wird es diesem nicht schwer fallen, ihn zu errathen.