1816, September und später. Mit Heinrich Franke u.a. Bald nach Wiedereröffnung der Bühne war mir das Glück zutheil geworden, Goethe durch Vulpius, und zwar auf dem Theater vorgestellt zu werden. Nachdem er mich jungen, im siebzehnten Lebensjahre stehenden Menschen einige Secunden stillschweigend betrachtet hatte, sagte er mit wohlwollender Miene: »Hm, hm! wir sind noch sehr jung und müssen noch viel lernen. Es ist ein schwerer Beruf, den Sie sich wählen, das junge Volk begreift das aber nicht. Nun, wir wollen sehen, wie die Sache sich macht.« Bald darauf theilte in seinem Auftrage der Regisseur Genast mir mit: Excellenz wünsche, daß ich neben meinen rhetorischen und mimischen Studien mich auch im Tanzen und Fechten fortbilden, den Proben und Vorstellungen aber zunächst nur als Zuschauer beiwohnen, die Bühne später erst als Statist, dann aber, wenn ich einigermaßen an das Lampenlicht gewöhnt sei, in kleineren Rollen betreten solle. So fehlte ich denn von jetzt an in keiner Probe, die zwar von Goethe nicht immer, aber doch häufig geleitet wurden .... Ein namhafter Theil der Bühnenmitglieder war in der Goethe'schen Schule aufgewachsen oder unter seiner Leitung schon so lange thätig, daß er mit jener sich vertraut gemacht hatte: daher richteten sich Goethes Bemerkungen über Auffassungen, Betonungen und Gesten meist an die jüngeren Elemente, ohne indeß gegebenen Falles Anstand zu nehmen, auch die älteren zu Wiederholungen und Änderungen zu veranlassen, dann aber immer in einer sehr schonenden Form. Besonders lenkte er seine Aufmerksamkeit auf ein gutes Ensemble und eine der Situation entsprechende Gruppirung. »Das ist ein Durcheinander, aber kein Bild!« äußerte er manchmal.