1809, 15. August. Abend bei Griesbachs Zum Abend waren Goethe, der sich eben in Jena aufhielt, und Knebel geladen. [Wieland mit zwei Töchtern war schon zu Mittag dagewesen und geblieben]. Die Unterhaltung beim Thee war angenehm; Goethe führte meistens das Wort. Er sprach über einige alte Reisebeschreibungen, die er eben gelesen, und zwar mit großer Lebendigkeit und Anschaulichkeit. Es ist eine Wonne, zu sehen und zu hören, wie der Mann alles gleich von der eigentlich interessanten, von der menschlichen Seite auffaßt und wiedergiebt. Aber beim Essen ging erst recht meine [?] Lust an. Die Wirthin, wie sie denn immer treulich für mich sorgt, gab mir den Platz zwischen Wieland und seiner Tochter, Goethen gerade gegenüber. Da wollt' ich nun, Du [Abeken] hättest gesehen und gehört, wie heiter, ja wie ausgelassen lustig Goethe war; denn beschreiben läßt sich so etwas nicht, aber nie habe ich einen jungen Mann gesehen, der ein Gespräch auch über unbedeutende Dinge mit solcher Lebhaftigkeit und Gewandtheit geführt hätte, als dieser nunmehr sechzigjährige Goethe. Er, Wieland und Knebel sind Freunde aus alter Zeit, auf Du und Du; so war das Gespräch vertraulich und zwanglos. Unter anderem kam es auf einige Weimarische Schauspielerinnen, an deren einer die jüngeren Frauenzimmer allerlei auszusetzen hatten, besonders in Hinsicht auf das Äußere, die Gestalt. Goethe nahm ihre Partie und wußte so komisch darzuthun, wie, wenn man an dem Körper hier ein weniges wegnähme, dort ansetzte u.s.w., eine gar stattliche Gestalt zutage kommen würde, daß der alte Wieland nicht aus dem Lachen kam, wiederholt Goethen um Quartier bat, endlich niederkauerte und die Serviette sich über den Kopf zog und gegen den Mund drückte.