1787, Mai. Mit Adalbert Gyrowetz Zur nämlichen Zeit war es, daß Goethe aus Sicilien nach Neapel zurückkam und Gyrowetz auf der Promenade alla giardino Reale traf, wo sie beide öfters zusammen auf- und abgingen und nebst andern Gegenständen vieles über Musik und den Zustand der Musik in Italien überhaupt sprachen. Goethe bewies dabei, daß er sehr große Kenntniß in der Musik besitze. Er behauptete auch, daß die alten italienischen Meister in ihren Opern mehr contrapunctische Figuren anzubringen suchten und mehr für den Sänger, als für das Orchester in ihrem Satz gesorgt hätten. Auch hätten die alten Meister vermieden, die Stimme des Sängers durch starke Instrumentirung und besonders durch zu viele Anwendung von Blasinstrumenten zu verdecken. – – – – – – – – – – – – Zu jener Zeit wurden auch bei dem österreichischen Gesandten Baron Thugut mehrere Concerte durch den Herrn Legationsrath Hradawa veranstaltet, wozu auch Goethe wie Gyrowetz geladen wurden. Als Gyrowetz dort eingetreten war, fand er Goethe zwischen einer Thürschwelle, die in den großen Saal führte, ganz allein und unbeachtet dastehen. Gyrowetz ging sogleich zu ihm und sagte ihm, er möchte doch vorwärts in den Saal schreiten und nicht so versteckt dastehen. Goethe dankte höflich und bat, man möge ihn nur ruhig stehen lassen; er höre alles und liebe nicht, in die große Welt zu treten. Überhaupt war in dieser Zeit das Benehmen Goethes sehr freundlich, ja sogar etwas schüchtern und demüthig.