a. Wenn Sie [Gleim] ihn hätten kommen sehen, unerwartet in unsre Thür treten, mit den Augen meine Mutter suchen, mit seinen Augen! Ach! unaussprechlich reizend war die Scene. So kommt nur reuige Liebe zu Liebe ..... Das weiß ich [Caroline Luise Hempel], daß in seinen großen hellen Augen der ganze Goethe strahlte, nicht der stammende, zugreifende, ungenügsame Goethe, der, welcher Lotten Brod schneiden sah. Der war's ungefähr, nur daß sein Mund stumm blieb, und Goethe stumm blieb beim Eintritt, beim Umarmen und einiger Wendung bis zum Sitze, da denn meine Mutter die erste Frage an ihn that. Ich hätte gar zu gern die Hand auf seine liebe Brust gelegt, ob nur sein Herz auch das geschlagen hätte, was sein seraphgleiches Stummsein verkündigte, aber der Mensch wirft soviel Respect aus seinen Augen, daß ich mich kaum traute, in seiner Gegen wart zu bleiben. Ich mußte einpaarmal hinaus, lief aber geschwind wieder hinein und da hört ich einmal, daß meine Mutter von Ihnen frug; er antwortete wider seine Gewohnheit in dreien Theilen darauf, und ich fühlt' es, daß Ihr Name sein Ohr tränkte und daß er gerne mehr von Ihnen gesprochen hätte, wenn bei einem Fest-Besuche die Reden nicht zur bloßen Cour wären ..... Mama sagte zu Goethe: Sie habe eine neugeborne Dichterin zur Enkelin. »Wie alt ist sie?« Vierzehn Wochen sagte sie. »So lassen Sie dieselbe Dichterin sein bis sie sprechen kann.« War das wohl menschenfreundlich von dem Unart?