35/131. An Wassili Andrejewitsch Joukoffsky Ew. Hochwohlgeboren haben gewiß bey'm Abschied von Jena gefühlt; daß es mir weh tat, Ihren kurzen Aufenthalt nicht verlängert zu sehen. Wenn ein unerwartet hereintretender, schnell entwickelter neuer Freund sogleich sich wieder entfernt, überdenken wir erst, was wir hätten sagen, wonach wir uns erkundigen, was mittheilen sollen. Daß dieses doppelt und dreyfach der Fall gewesen, als Sie und Ihr werther Geleitsmann mich in der stillen nächtlichen Einsiedeley zurückließen, darf ich nicht betheuren; indessen nehmen Sie gegenwärtiges Blatt als wiederholtes Willkommen und Lebewohl. Möge ich Ihrem Andenken immer frisch bleiben, so wie ich wünsche, gelegentlich der Gunst und Gnade einer vortrefflichen Fürstin empfohlen zu seyn, deren liebenswürdiges Bild täglich mir vor Augen steht und mir die herrlichsten Geistesgaben, begleitet von himmlischer Güte und Sanftmuth, vergegenwärtigt und so den segenreichsten Einfluß auf mich ausübt. Nicht mehr! damit Gegenwärtiges durch die scheidenden hohen Wanderer, denen alles Glück auf weiter Fahrt gegönnt sey, baldigst zu Ihnen gelange. treu ergeben F. W. v. Goethe. Weimar den 16. November 1821.