42/176. An Johann Diederich Gries Ew. Wohlgeboren neuere Verdienste um Ihre eigenen früheren Arbeiten sind mir durch die Gunst des Herrn Frommann bisher einzeln nicht unbekannt geblieben und es ist mir nun ein wahrer Genuß, im Flusse des Zusammenhangs die Vorzüge zu empfinden, die Sie dieser letzten Ausgabe verliehen haben. Höchst vergnügsam ist es zu schauen, wie sich jene buntbewimpelte südliche Lustjacht so heiter und freundlich auf dem Elemente unser ernsten Sprache bewegt. Hierüber hätte vielleicht mich auszusprechen gezaubert, bis ich tiefer in das Werk eingedrungen, wenn nicht Befehl und Auftrag meines gnädigsten Herrn mich zu Gegenwärtigem berechtigte. Eben zu einer Abreise nach Töplitz sich bereitend erhielt unser Fürst Ihre angenehme Sendung, betrachtete die Widmung mit Vergnügen und nahm unverzüglicher soviel Einsicht in das Ganze, daß er den ergötzlichen Vortrag eines fremden Gedichtes als eines eigenen beyfällig anzuerkennen wußte. Damit nun durch Ihro Königlichen Hoheit längeres Außenseyn eine dankbare Erwiderung nicht verspätet werde, übergaben Höchst Dieselben mir, im Augenblicke des Scheidens, beykommende Medaille in der Überzeugung, daß Ew. Wohlgeboren sich an Bild und Inschrift der guten Zeiten erinnern würden, die Sie als der Unsrige in dem fruchtbringenden Jena zugebracht, und zu so viel edlen und schönen Bemühungen auch die Ihrigen angeschlossen haben, wodurch wir uns denn bis jetzt mit mannichfaltig-preiswürdigem Erfolg belohnt sehen. In meinem Garten am Park schreibe ich Gegenwärtiges, wo mir so manche freye Stunde gegönnt ist, daß ich jene schönen Gebilde ruhig und friedlich der Reihe nach durch Ihre Vermittlung kann vorüber gehen sehen. Erhalten Sie mir und uns allen ein geneigtes Andenken, und begrüßen die sämmtlichen werthen Personen Ihrer Umgebung, welche sich meiner mit Antheil erinnern mögen. Mit den treusten Wünschen, in vorzüglichster Hochachtung Ew. Wohlgeb. ergebenster Diener Weimar, d. 2. Juni 1827. J. W. V. Goethe. Die erwähnte Medaille folgt mit dem Postwagen.