11/3271. An Friedrich Schiller Wenn Sie nur die versprochene Elegien nicht so nothwendig brauchen! denn ich weiß nicht wie ich damit einhalten soll. Schon seit 8 Tagen bin ich darüber und mit Knebel in Conferenz, dadurch ist die Abschrift wieder unrein geworden und muß noch einmal gemacht werden. Wenn es möglich wäre noch acht Tage Aufschub zu geben, so sollte alles in der Ordnung seyn. Ich leide noch immer unsäglich am Carneval, und durch die abermalige Ankunft von fremden Prinzen werden unsere Theater- und Tanzlustbarkeiten verruckt und gehäuft. Da ich zum dritten Stücke noch nichts zu liefern weiß; habe ich meine alten Papiere durchgesehen, und darinne wunderliches Zeug, aber meist individuelles und momentanes gefunden, daß es nicht zu brauchen ist. Um wenigstens meinen guten Willen zu zeigen, schicke ich hier eine sehr subjective Schweizerreise. Urtheilen Sie in wiefern etwas zu brauchen ist, vielleicht wenn man noch irgend ein leidenschaftliches Märchen dazu erfände, so könnte es gehen. Die Gegenden sind hundertmal betreten und beschrieben, doch betritt man sie wieder und liest die Beschreibungen noch einmal. Sagen Sie mir Ihre Gedanken darüber. Es versteht sich von selbst, daß alles was die Personen bezeichnet, müßte vertilget werden. Leben Sie recht wohl! Mit großer Sehnsucht hoff ich auf den Augenblick Sie wieder zu sehen. Meyer hat wieder geschrieben, er negotiirt die Aldobrandinische Hochzeit copiren zu dürfen. Wie sehr wünscht ich dieses herrliche Werk in unserm Besitz zu sehen. Die Nachricht von den Kantischen Gemälden ist wahr, es steht auch schon eine Nachricht im Merkur, die ich aber leider übersehen habe. Weimar den 12. Febr. 1796. G.