16/4592. An Johann Friedrich Rochlitz Ob die Meynung, welche Sie mir über den Gegensatz der Recitation und des Gesanges, in Ihrem letzten Briefe äußern, die wahre und richtige sey, will ich nicht entscheiden; so viel aber kann ich sagen daß sich die meinige selbst sehr dahin neigt. Sobald ich mich in einer ruhigen Lage befinde, theile ich meine Gesinnungen kürzlich mit. Heute komme ich mit einem kleinen Ansuchen und zwar folgendem: Zu der, durch den Tod unseres Batsch, erledigten Stelle, bey dem neuen Botanischen Institut, im Fürstengarten, zu Jena, ist unter andern auch Herr Doctor Schwägrichen aus Leipzig empfohlen. Von seiner litterarischen Laufbahn, so wie von seinen Reisen und andern Bemühungen, sind wir so ziemlich unterrichtet; nun möchte ich aber noch von Ihnen ein vertraulich Wort, über seine Person, sein Äußeres, seine Lebensweise und seinen akademischen Vortrag vernehmen. Es ist mir bey Besetzung dieser Stelle außer dem Wohl des Ganzen auch noch mein eigenes Verhältniß vor Augen, indem das Institut seit seiner Gründung von mir geleitet worden und meine Neigung zu diesen Kenntnissen mir einen sittlichen mittheilenden und umgänglichen Mann wünschenswerth macht. Nächstens auch ein Wort über die Oper. Mich zu geneigtem Andenken empfehlend. Weimar am 6. Dec. 1802. Goethe.