5/1314. An Jakob Friedrich von Fritsch In der Hoffnung Ew. Excell. bey Gelegenheit einer freudigen Nachricht schreiben zu können, hielt ich die ganze Zeit mit einem Briefe zurück. Nunmehr da unsre Hoffnungen in Trauer verwandelt sind, ist unsre Gemüthsverfassung freylich sehr geändert. Diesen betrübten Vorfall nicht gegenwärtig erlebt zu haben, ist würcklich ein Glück, die ersten Augenblicke waren sehr hart, und die ersten Tage, die man sich voll Jubel dachte, recht bänglich. Die Gesundheit Durchl. der Herzoginn ist allein aufrichtend bey diesen Umständen, und die Wünsche eilen schon wieder der Zukunft entgegen. Mögen Ew. Excell. doch auch, befreyt von allen Übeln, und gestärckt, von Ihrer Cur zurückkehren, und mögen Sie mir alle die freundschafftlichen Gesinnungen in ganzem Maase erhalten zurückbringen, deren Versicherung mir bisher so viel Vergnügen verursacht hat. Ich habe mir die Freyheit genommen mich in dem neuerbauten Stalle umzusehn, er wird sehr geräumig und schön und ist wohl nun bald zu Stande. Übrigens ist bisher alles ruhig und in seinem Gleise gegangen, und ich komme sehr in Versuchung den Fürsten von Dessau auf den Geburtstag der Hoheit, welches der 28. dieses ist zu besuchen. In Erwartung Ew. Excell. bald wieder mündlich zu begrüsen, empfehle ich mich Ihnen und der Frau Gemahlinn auf das beste und unterzeichne mich mit aufrichtiger Verehrung Ew. Exzell. Weimar gehorsamsten Diener d. 20. Sept. 81. Goethe.