26/7194. An August Claus von Preen Hochwohlgeborner, Insonders Hochgeehrtester Herr! Leider ist der verdienstvolle Land-Cammerrath Bertuch, durch dessen Vermittlung mir die Ehre Ihrer Bekanntschaft geworden, unerwartet, nur allzu früh mit Tode abgegangen. Seinen Verlust bedauern alle Freunde der Kunst und Wissenschaft, ja es ist nicht zu viel gesagt, daß die durch seinen Tod entstehende Lücke jedem gebildeten Deutschen empfindlich seyn wird. Durch den tiefgebeugten Vater erhalte, bey meiner Rückkehr vom Rhein- und Maynstrom, das Modell der Blücher'schen Statue, vom Herrn Professor Schadow verfertigt, in gutem Stande. Ich habe mich sogleich, theils zu Beschleunigung des Geschäfts, theils, weil nach meinem Dafürhalten die Berathung über ein dergleichen zu errichtendes Werk zwischen dem Künstler und dem Kunstfreunde unmittelbar einzuleiten das Beste sey, mit benanntem trefflichen Künstler im Verhältniß gesetzt, demselben meine Gedanken geschrieben, ihn um ein zweytes Modell und um die baldige unmittelbare Sendung an mich ersucht, wodurch es wohl möglich werden könnte, daß vor Ende Novembers wenigstens die Hauptsache keinem weitern Zweifel unterworfen wäre. Freylich dient solchen Berathungen, zu schneller und vollkommener Entscheidung, am meisten die persönliche Gegenwart; wie ich noch vor einiger Zeit zu meiner größten Zufriedenheit erfahren, als eine ansehnliche Berliner Theater- Intendanz Herrn Capellmeister Weber veranlaßte, sich nach Weimar zu begeben, um wegen Composition Aufführung des sehr verwickelten Festspiels Epimenides mit mir geheimschaftlich Rath zu pflegen. In wenigen Tagen war die Sache geordnet und bestimmt, so daß es nachher keiner weitern Correspondenz bedurfte, doch wird es in dem gegenwärtigen Falle mit einem so einsichtigen Manne auch in der Ferne andeutlicher Übereinkunft nicht fehlen. Die Zeichnungen des Herrn Wolff sende nächstens wieder zurück. Künstlerische Anlage und ein denkender Geist ist bey diesem Manne nicht zu verkennen, allein er scheint mir nicht genug Ausbildung und Freyheit zu haben, als daß man ihm ein solches Werk anvertrauen dürfe, wie ich denn seine Statuen zu Fuß keineswegs verwerflich finde, mich aber über das, was ich daran desiderire, viel schwerer als über Herrn Schadows Vorschlag erklären könnte. Mögen Ew. Hochwohlgeb. höchsten und hohen Orts, insofern es erforderlich, meine aufrichtige Bereitwilligkeit betheuern, wie ich denn das Eingeleitete auf alle Weise möglichst zu befördern nicht ermangeln werde. Mit vollkommener Hochachtung mich unterzeichnend Ew. Hochwohlgeb. gehorsamster Diener Weimar d. 23. Octbr. 1815. J. W. v. Goethe.