20/5531. An Johann Friedrich Rochlitz Wenn ich Ew. Wohlgebornen auf Ihr früheres Schreiben nicht antwortete und das Stück nicht zur Aufführung brachte, so waren die Zweifel daran Schuld, die bey mir aufstiegen und welche Sie gewissermaßen selbst angeregt hatten. Wenn das Stück seine Wirkung thun soll, so gehört notwendig ein Mann in Jahren dazu, den man gewöhnlich den würdigen Alten nennen sollte. Er muß Zutrauen und Neigung erregen und in seiner Art liebenswürdig seyn, in den Grade daß, wie bey Ihrer Privataufführung der Fall war, wenn ihm die Actrice den Korb giebt, eine Zuschauerin allenfalls geneigt wäre ihn zu entschädigen. Ich glaube nicht, daß einer unsrer Schauspieler sich anmaßt diese Wirkung völlig rein hervorzubringen, ob sie sich gleich auch in unserm Verhältniß bis auf einen gewissen Grad denken läßt. Ich habe daher das Stück das nunmehr gedruckt ist einigen Personen zu lesen gegeben, und werde es Herrn Becker zustellen um es mit nach Lauchstädt zu nehmen. Ew. Wohlgeboren kommen ja wohl selbst hinüber und geben einige Anregung, daß das Stückchen nach Ihren Wünschen und Überzeugungen aufgeführt werde; wozu ich vor meiner Abreise nach Carlsbad, welche bald erfolgen wird, das Nöthige einleiten werde. Leben Sie wohl und fahren Sie fort meiner mit Neigung zu gedenken. Weimar den 2. May 1808. Goethe.