20/5633. An Christian Gottlob Voigt Ihro des Herrn Erbprinzen Durchl. haben über die angelangten Müllerischen Papiere und deren Inhalt auch des Unterzeichneten Gesinnungen zu vernehmen verlangt, welche hiermit schuldigst an den Tag gelegt werden. So sehr uns die durch p. Müllern eingesandten Nachrichten abermals an dasjenige erinnere, was wir unserer regierenden Herzogin Durchl. schuldig geworden, so erfreulich muß es uns seyn, auch die Wünsche unseres gnädigsten Herrn des Herzogs, der ganzen fürstl. Familie und aller Getreuen der Erfüllung so nahe zu sehen. Die Gunst Ihro Majestät des französischen Kaisers in dem gegenwärtigen Augenblick, so ausgezeichnet zu Erhaltung, ja zu Erhöhung der Existenz des fürstlichen Hauses wirksam zu sehen, ist ein so glückliches Ereigniß, daß man sich die Ungeduld nicht erwehren kann, die geschehenen Äußerungen auf eine bestimmte und würdige Weise acceptirt und dadurch gesichert und völlig außer Zweifel gesetzt zu wissen. Die von RegierungsRath Müller so sehr gewünschte Reise unsers gnädigsten Erbprinzen nach Berlin scheint gerade dasjenige Mittel zu seyn, wodurch dem ganzen Ereigniß die Entscheidung zugesichert wird. Jene Bedenklichkeiten, welche dagegen entstehen konnten, sind in dem einsichtsvollen Botum des Herrn Geh.Rath Voigt, wie mich dünkt, hinreichend beseitigt, und ich glaube nur noch zu den bejahenden Argumenten hinzufügen zu dürfen, daß ein solcher Schritt auch Serenissimo deshalb sehr angenehm seyn werde, weil dadurch ein Eingang gemacht und dasjenige, was Höchstdieselben in eigner Person zu thun etwa geneigt seyn möchten, vorbereitet und alles künftige erleichtert wird. Schließlich kann ich nicht verschweigen, daß Privatbriefe von dorther für diese wichtige Angelegenheit noch immer sehr günstig lauten, daß aber zugleich eine Annäherung der männlichen Glieder des fürstl. Hauses als eine unerläßliche Bedingung eines glücklichen Fortschrittes theilnehmend und dringend gewünscht und gleichsam gefordert wird. d. 9. Nov. 1808. S.M.J. W. v. Goethe.