34/84. An Hans Heinrich von Könneritz Ew. Hochwohlgeboren nach so langer Pause, ja nach einer für mich keineswegs erfreulichen Trennung Sie wieder zu begrüßen und mein Andenken zu erneuern, ergreif ich die Gelegenheit, welche die guten Lortzings mir unerwartet anbieten. Sie verlassen das weimarische Theater, wünschen anderwärts, besonders in Dresden Anstellung; Ew. Hochwohlgeboren kennen beide Personen und ihre Talente, die Frau soll nach ihrer Wiederherstellung, wie mir fleißige Theaterbesucher versichern, an ihrer frühern Anmuth und Munterkeit nichts verloren haben. Ich füge keine weitere Empfehlung hinzu; denn dieß ist eine Sache, die den Vorgesetzten einen solchen Anstalt zu Prüfung und Beurtheilung allein anheim zu geben. Sehr zufällig zwar, doch sehr angenehm war mir's, zu Ende des vorigen Jahrs grade wieder in Berka, in denselben Zimmern die Erinnerung zu feyern jener frohen bedeutenen Stunden, wo die liebenswürdigen weimarischen Künstlerinnen mich daselbst besuchten und meine für sie gedichtete Strophen durch ausdrucksvolle Recitation erst zu einigen Werth erhoben. Möge sich Dero Frau Gemahlin jener festlichen Tage gern erinnern, welche so glänzend und erfreulich nicht so leicht wieder hervorzurufen seyn möchten. Sodann aber werden Ew. Hochwohlgeboren mir gerne Glauben beymessen, daß ich Ihre Mitbürgerschaft oft vermisse; schon einigemale kamen wir in den Fall uns vergebens nach Ihrem schönen Kunstbesitz umzusehen. Hofrath Meyer will bey dieser Gelegenheit gleichfalls bestens empfohlen seyn, wozu ich meinen Wunsch füge, daß Sie beide in guten vertraulichen Stunden unserer in Freundschaft gedenken mögen. gehorsamst Weimar, den 11. Januar 1821. J. W. v. Goethe.