8/2504. An Johann Gottfried und Caroline Herder Ich lasse Euch meinen besten Danck, Wunsch und Segen zurück indem ich im stillen scheide. Ich muß enden und eilen um der Witterung und anderer Umstände willen. Wohin ich auch gehe werdet Ihr mich begleiten und das Andencken Eurer Liebe und Treue. Lebet recht wohl! ich freue mich Euch wieder zu sehn. Grüßet und küsset den guten Gustel und kommt glücklich nach Hause. Saget den Überbleibenden viel Schönes und wo möglich etwas Vernünftiges in meinem Nahmen, damit sie mir den heimlichen Abschied verzeihen. Nun mag ich noch ein kurzes Wort von dem hamburger Ruf sagen. Das Pro und Contra erwähn' ich nicht, das kennen wir beyde. Nur Eine Betrachtung sag ich: Die zehen Weimarische Jahre sind dir nicht verlohren wenn du bleibst, wohl wenn du änderst, denn du mußt am neuen Ort doch wieder von vorne anfangen und wieder würcken und leiden bis du dir einen Würckungskreis bildest; ich weis daß bey uns viel, wie überhaupt, auch dir unangenehm ist, indessen hast du doch einen gewissen Fus und Standort den du kennst u. s. w. Es kommt doch am Ende darauf an daß man aushält und die andern ausdauert. Wieviel Fälle sind nicht möglich, da sich das Gesicht unsrer Existenz in's Beßre verändern kann. Genug das ist heut und immer meine Meynung wenn von meiner Meinung die Rede ist. Ein andres wäre wenn du dich sicher sehr verbessertest und ein ruhigeres, freyeres, deinen Gesinnungen angemesseneres Leben vor dir sähst. Die Sache werden zu lassen halt ich für gut, damit nur einige Bewegung in die Schicksale komme, dem Ruf zu folgen aber kann ich nie rathen. Dies noch zum Abschied. Das übrig möge Euch Euer Geist sagen. Lebt noch und nochmals wohl und behaltet mich lieb. Bald hört Ihr wieder von mir. d. 2. Sept. 86. G.